Übersicht der Linux Media Spieler

Teil 3

Willkommen zum dritten Teil unserer Übersicht über Mediaspieler für Linux. Heute befassen wir uns mit weiteren Mediaspielern, sogar mit einigen, die mehr können als nur Musik abspielen, nämlich auch DVDs und Filme verarbeiten können. Zuerst möchte ich jedoch, wie zuvor auch schon, einige Klarstellungen zum vorhergehenden Teil dieser Übersicht abgeben. Ein Leser fragte, wie die Mediaspieler mit großen Musiksammlungen zurecht kämen. Zusammenfassend kann ich dazu sagen, daß alle Spieler meine ausgedehnte Musiksammlung ohne Probleme verarbeiteten, zumindest was die reine Anzahl der Dateien betraf.

Die aktuelle Medienunterstützung, und wie die verschiedenen Dateien abgespielt werden, steht wiederum auf einem anderen Blatt geschrieben und wurde schon anderweitig behandelt, so daß ich hier nicht noch einmal darauf eingehen möchte. Die einzige Ausnahme war „Audio Overload“, welches allerdings nur spezielle Dateien abspielen kann, und somit von diesem Test ausgeschlossen wurde. Bei jedem Test wurde die Sammlung von jedem Spieler erkannt. Amarok hatte ein kleines Problem mit der Einteilung, und Decibel spielte während des Einordnens selber verrückt, aber das waren die einzigen Probleme denen ich begegnete. Ich glaube allerdings nicht, daß meine Sammlung für diese Spieler eine richtige Herausforderung darstellt, besteht sie doch nur aus ca. 2'500 Musikstücken. Für Sammlungen bis zu dieser Größe kann ich also für ein richtiges Arbeiten dieser Programme garantieren. Sollte jemand mit einer Musiksammlung von 5'000 oder 10'000 einige dieser Spieler getestet haben, würde ich mich über die Infos über das jeweilige Abschneiden freuen, und könnte die Ergebnisse dann auch an meine Leser weitergeben.

Im zweiten Kommentar beschwerte sich jemand darüber, daß alle getesteten Spieler augenscheinlich nur für KDE gedacht sind. Eigentlich ist das nicht wahr, denn nur zwei von ihnen sind speziell für KDE konzipiert, die restlichen wurden für Gnome oder plattformunabhängig entwickelt. Zu den plattformunabhängigen gehören Audacious, Audio Overload und BMPx, die unter jeder Plattform laufen werden, die die benötigten Bibliotheken laden kann, z.B. GTK oder sonstiges. Banshee, Decibel und Exaile wurden speziell für den Gebrauch unter Gnome entwickelt, können jedoch, auf Wunsch, auch unter KDE und XFCE zum Laufen gebracht werden. Amarok und JuK wurden ausschließlich für KDE entwickelt. Weil ich mit KDE besser zurechtkomme war es meine primäre Testumgebung, während Gnome die sekundäre Testumgebung darstellte. Ich hoffe, das stellt einige Dinge klar.

Zusätzlich können Amarok und JuK in die Kontrollleiste minimiert werden, und das ist etwas, das ich bei den anderen nicht geschafft habe und darum auch nicht sagen kann, ob sie über diese Funktion verfügen. Schicken Sie mir ruhig mehr Kommentare, ich empfinde sie als sehr nützlich und schätze sie sehr. Lassen Sie uns nach diesen Klarstellungen einen Blick auf den nächsten Schwung an Linux Mediaspielern werfen.

Kplayer

KPlayer (auch bekannt als KMPlayer) ist ein voll ausgestattetes Multimediaprogramm zur Wiedergabe von sowohl Audio- als auch Videodateien, und unterstützt MP3, Ogg, Videostreaming, DVDs, Audio CDs und eine Reihe weiterer Formate. Es handelt sich um einen einigermaßen guten Mediaspieler der vernünftige Resultate abliefert, allerdings ist es nicht der Picasso unter ihnen. Das Behandeln von DVDs ist durchaus akzeptabel, wenn auch manchmal etwas problematisch. Bedenkt man den generellen Zustand der DVD-Unterstützung unter Linux, so ist es ein gutes Zeichen, daß sie abgespielt werden können. Es scheint auch so, als ob die meisten Elemente einer Durchschnitts-DVD gut bearbeitet werden. Ein Schwachpunkt ist, daß das Laden von DVDs sehr lange dauert. Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte etwas mit den Dekodiervorgängen zu tun haben. Andere Medienformate werden anscheinend fehlerfrei verarbeitet. Sogar die unglaublichen Microsoft Windows Meta Video-Dateien (wmv) werden fast problemlos abgespielt.

Audio-Wiedergabe ist alles in allem gut, allerdings werden Ihnen nicht sehr viele Optionen für die Musikwiedergabe angeboten. Das Erstellen von neuen Abspiellisten ist relativ einfach, es wird allerdings immer nur eine einzige Abspielliste verarbeitet. Erweiterungen oder externe Mediaspieler, wie z.B. der Video iPod, werden ebenfalls nicht unterstützt. Ich habe auch versucht eine sehr lange Abspielliste abzuspielen, aber augenscheinlich wird das gar nicht gern gesehen, denn die Liste wurde zwar angezeigt, aber nicht abgespielt. Abspiellisten mit unter 100 Stücken sollten kein Problem darstellen.

Wenn Sie nur einen einfachen Mediaspieler suchen, dann ist Kplayer genau das Richtige. Kplayer ist Teil des KDE-Multimediapaketes, kommt standardmäßig mit den meisten KDE-Installationen, läuft allerdings auch ausschließlich unter KDE.

Kaffeine

Standardmäßig kommt als Teil des KDE Multimedia-Paketes auch der KDE-Player Kaffeine, ein voll ausgestattetes Multimediaprogramm. Ungleich Kplayer benützt es drei der am meist benützten Frameworks der Open Source-Welt, nämlich Xine-lib, Mplayer und GStreamer Kpart. Das erlaubt Kaffeine, nahezu jedes Mediaformat da draußen abzuspielen. Sie können sich das wie den Kplayer unter Steroiden vorstellen.

Aber da steckt mehr dahinter als nur zusätzliche Medienunterstützung. Kaffeine beherrscht auch gleichzeitig mehrere Abspiellisten, verfügt über eine ordentliche DVD Wiedergabe sowie einem vollständigen CD-Ripper und -Codierer. DVD-Wiedergabe sowie vollständige Unterstützung des DVD Menüs ist ebenfalls in diesem Spieler erhältlich, und arbeitet besser als in den meisten anderen Spieler. Trotzdem ist es aber nicht perfekt, da es einige DVD's abspielen kann, bei manchen aber teilweise hängt. Bedenkt man die Tatsache, daß es sich noch nicht einmal in der 1.0-Version befindet, dann kann die Unterstützung in den kommenden Monaten und Jahren eigentlich nur noch besser werden.

Obwohl es nicht mein bevorzugter DVD und Multimediaspieler ist, liefert es doch anständige Arbeit ab. Ich würde es als drittbestes meiner Rangliste anführen, gleich hinter den zwei führenden Allzweck-Mediaspielern VLC und Mplayer. Und obwohl nur an dritter Stelle, so ist es doch ein Spitzenprogramm und leistet gute Arbeit.

Das Erstellen und Importieren von Abspiellisten ist allerdings eine kleine Herausforderung, und benötigt mehr Frickeleien als mir lieb ist. Kaffeine ist auch ein Teil des KDE-Multimediapaketes, kommt mit den meisten KDE-Installationen standardmäßig und läuft ausschließlich unter KDE.

Mplayer

Der MPlayer ist die „eierlegende Wollmilchsau“ unter den Mediaspielern. Es gab fast nichts, was dieses Programm nicht schaffte. Ich sage „fast“, weil ich einige Eigenarten gefunden habe. Die MPlayer-Kontrollleiste zu benutzen ist abschreckend, obwohl dessen Designer sich bemüht haben es einfach zu gestalten. Suchen Sie einfach nach Start/Stop, Schnell-Vorlauf und ähnlichen Steuerungen, dann sind sie sicher, aber versuchen sie einmal die fortgeschritteneren Optionen, wie das Schaffen einer Abspielliste oder so, das wird nämlich zu einer echten Herausforderung. Das erstellen von Abspiellisten ist mühsam und schwierig, aber sobald sie einmal erstellt worden sind, ist anscheinend alles in Ordnung. Sie werden schon eine Weile dazu benötigen, da keine Möglichkeit vorgesehen ist einfach eine Verzeichnisstruktur als Abspielliste zu übernehmen.

Das einmal beiseite gelassen, sind die Spieleroptionen und der Equalizer, unter anderem, sehr einfach zu benützen, sobald man den entsprechenden Knopf in der Kontrollleiste gefunden hat. Das weiter oben erwähnte Problem mit der abschreckenden Kontrollleiste trifft eigentlich auch nur auf das Standard-Skin des MPlayers zu, ein neues Skin zu installieren ist sehr einfach und mühelos. Sobald sie zu einem besseren Skin gewechselt haben, wird die Handhabung sehr viel leichter.

Was die Codec-Unterstützung angeht, bin ich einfach sprachlos. Ich habe versucht herauszufinden welche Audio- und Videoformate unterstützt werden, aber es waren so viele, daß die Liste buchstäblich zu lang für den Monitor war. Es scheint so, als ob es keine Möglichkeit für Erweiterungen gäbe (ich sage nicht, daß es sie nicht gibt, aber mir blieb diese Möglichkeit verborgen), genauso wenig wie Unterstützung für einsteckbare externe Mediageräte, es sind allerdings jede Menge Audio- und Video-Wiedergabemöglichkeiten vorgesehen. Sie können sogar selber bestimmen, mit wie vielen Bildern pro Sekunde ein Video wiedergegeben werden soll.

Eine weitere nette und interessante Sache ist, daß das Wiedergabe-Fenster und das Kontrollfenster zwei separate Fenster sind. Sollten Sie also eines davon aus dem Weg haben wollen, so ist das sehr einfach zu bewerkstelligen. Im Großen und Ganzen bin ich sehr vom MPlayer beeindruckt. Es scheint auch keine Rolle zu spielen mit welcher Oberfläche sie arbeiten, es arbeitet sowohl unter Gnome und KDE, als auch unter XFCE, wahrscheinlich sogar noch unter anderen.

MPlayer scheint auch die Basis für andere Videospieler darzustellen. SMplayer, XBMC, VLC, Xine, Screencast, Sipie und viele andere greifen direkt auf MPlayer zurück, oder bedienen sich zur Vereinfachung und Ausdehnung ihrer Wiedergabefähigkeiten zumindest der reichhaltigen Bibliotheken, was Mplayer sowohl zu einem eigenständigen Spieler, als auch zum Rückgrat vieler anderer Spieler macht.

Sie können den Mplayer mit Hilfe Ihrer bevorzugten Paketverwaltung herunterladen, oder direkt von der Mplayer Homepage. Auf der Homepage finden Sie auch noch mehr Bildschirmfotos und sehr viel mehr an Dokumentation, neben vielem anderen.

Miro

Miro, vorher bekannt unter dem Namen „Democracy Player“, ist mehr oder weniger ein „Hansdampf-in-allen-Gassen“ unter den Mediaspielern. Ich habe alle möglichen Videoformate versucht abzuspielen, und, neben einigen Schwierigkeiten mit Apples Quicktime-Dateien, wurde alles hervorragend gespielt. Das Abspielen von Musikdateien scheint ein zweischneidiges Schwert zu sein, aber so wie ich verstanden habe, liegt der Fokus von Miro auch beim Abspielen von Videos, nicht bei Musik. Sie könnten ein Musikstück laden und anhören, aber eine Abspielliste hinzuzufügen ist nahezu unmöglich.

Miro ist außerdem ein Programm für Internet-TV. Was die IPTV-Unterstützung angeht, ist Miro einfach gut. Mit einem einfachen Klick können Sie Programme hinzufügen, Sachen herunterladen und Vorschauen ansehen, Sie können sogar das betreffende Video speichern. Das ist der Teil, den ich besonders mag: Sie können, falls Sie über einen digitalen Videorekorder verfügen, alle Ihre Lieblingsvideos mit Miro herunterladen, sie dann über Ihr Netzwerk an Ihren Videorekorder schicken, um sie anschließend auf Ihrem Fernseher anzusehen.

Die Anzahl der verfügbaren Kanäle ist ziemlich groß, die Schöpfer rühmen sich mit atemberaubenden 2'500 Kanälen. Mit Sicherheit sind es viele Kanäle, viele davon scheinen aber Inhalte niederer Qualität von Amateuren wiederzugeben. Es gibt aber auch Inhalte wie z.B. vom Discovery Channel, dem History Channel, von National Geographic und anderen; es gibt allerdings keine Sendungen in voller Länge, zumindest habe ich bis jetzt nichts derartiges gefunden.

Neue Kanäle hinzuzufügen geht sehr langsam. Sie werden irgendwann geladen, aber vom Klick auf den zu ladenden Kanal bis zum tatsächlichen Hinzufügen und Laden dieses Kanals vergehen 15 Sekunden bis zu einer Minute. Das das Laden seine Zeit dauert kann ich verstehen, schließlich müssen die Informationen via RSS-Feeds beschafft werden, aber die Langsamkeit mit der Kanäle hinzugefügt werden erscheint mir ein bißchen seltsam.

Andererseits unterstützt Miro bei der Kanalauswahl auch HD-Videos. Sollte ein besonderer Kanal seine Videos in HD anbieten, so kann Miro diese Inhalte nicht nur herunterladen, sondern sogar auch abspielen. Alle HD-Inhalte sind gut kenntlich gemacht. Die Optionen innerhalb Miros sind ebenfalls sehr interessant. Es scheint so, als ob Miro auch das Herunterladen von Videos mittels Bittorrent beherrscht, allerdings habe ich das nicht zum Laufen gekriegt. Sie können auch Video-Abspiellisten importieren, exportieren und auch mit Ihren Freunden teilen. Und falls die Videokanäle nicht genügen, dann können Sie mit Miro auch Videos von YouTube, Google Video, Daily Motion, Blip TV und anderen suchen, ansehen und herunterladen.

Zu Miro als allgemeinem Video-Abspielprogramm würde ich aber „Nein“ sagen. Für ein Internet-TV Programm ist es sehr gut. Tatsächlich ist es eines der besten das ich gefunden habe, tausendmal besser als Joost. Die Tatsache, daß Miro über kein DRM (Digital Rights Management, Anm. d. Übers.) verfügt, noch jemals verfügen oder unterstützen wird, ja noch nicht einmal irgendeine Verbindung zu DRM hat oder haben wird, und daß es dabei komplett quelloffen ist, ist eine unbeschreiblich wunderbare Sache!!

Miro muß erwachsen werden, sowohl was die Qualität des Spielers (Geschwindigkeit ist hierbei als erstes zu nennen) als auch die Auswahl der angebotenen Videos in Miro angeht, ansonsten ist es ein tolles kleines Programm. Das Besserwerden von Miro kann eigentlich garantiert werden. Sie können Miro entweder über Ihren Paketverwaltungsdienst oder direkt von der Miro Webseite herunterladen.

Zusammenfassung

Das war es mal wieder mit diesem Teil unserer Übersicht. Nächstes Mal möchte ich mich mit einigen konsolenbasierten Mediaspielern beschäftigen, die man sowohl zum Musik abspielen, als auch als Basis für eine eigene Linux-Jukebox verwenden kann, sowie mit einigen anderen Programmen, die Sie eventuell bei der Verwaltung und dem Abspielen Ihrer Musiksammlung als nützlich ansehen werden. Wie ich am Beginn des Artikels schon erwähnte, brauchen Sie sich nicht zu scheuen, mir Ihre Kommentare und Vorschläge zu senden. Ich schätze sie alle sehr hoch, und manchmal machen Sie mich auch auf etwas aufmerksam, das ich sonst vielleicht übersehen hätte. Und für diejenigen, die mich darauf aufmerksam gemacht haben, daß ich ihren Lieblingsspieler noch nicht vorgestellt habe: Seien Sie unbesorgt. Ich gehe alphabetisch vor, d.h. ich sollte ziemlich bald dort ankommen. Bis dahin: Bleiben Sie am Drücker!

Notiz des Herausgebers: PCLOS bevorzugt, daß Sie ihre Pakete aus den Repositorien beziehen und nicht von den einzelnen Programm-Webseiten.
mypclinuxos

Seitenanfang