Übersicht der Linux Media Spieler - Teil 2

von Steve Lake

Heute beschäftigen wir uns mit einigen weiteren Mediaspielern für Linux, und möchten Ihnen zeigen, was jeden von ihnen zu etwas besonderem macht.

Zuerst jedoch einige Klarstellungen zum ersten Teil dieses Artikels. Einer unserer Leser war so nett, mich auf eine weitere Fähigkeit von Amarok hinzuweisen, derer ich mir beim ersten Test nicht bewußt war. Und zwar kann man durch verschiedene Erweiterungen Unterstützung für die verschiedensten Multimedia-Engines, wie z.B. Xine, Gstreamer u.a., implementieren. Das hatte ich beim ersten Mal nicht bemerkt bzw. schlichtweg übersehen, was aber nun bedeutet, daß die manchmal auftretenden Probleme mit der Medien-Wiedergabe durch einfaches Wechseln der verwendeten Multimedia-Engine gelöst werden können.

Ein weiterer Kommentar befasste sich damit, daß ich erwähnt hatte, daß BMPx über kurz oder lang Amarok, iTunes und anderen Konkurrenz machen würde. Ich möchte klarstellen, warum ich dieses gesagt habe: Ich glaube, daß BMPx die anderen überflügeln wird, weil eine Überlegenheit im Layout vorliegt. Die Art wie Dateien, Alben, Abspiellisten und mehr gehandhabt wird ist nicht nur logisch, sondern auch intuitiver und leichter zu navigieren. BMPx fühlt sich schon beim ersten Mal so vertraut an, und quasi jedermann, ohne eine Einstiegsphase und ohne Probleme, wird sofort die Bedienung beherrschen. Einfach das Programm starten, klicken, und genießen. Es ist um so vieles leichter das zu tun was man wirklich tun möchte, daß ich glaube, daß ähnliche Mediaspieler, wie z.B. die vorher erwähnten iTunes und Amarok, sehr leicht überholt werden.

Einfache Bedienung wird komplexere Fähigkeiten übertrumpfen, da es eigentlich überhaupt keine Rolle spielt, wie mächtig ein Mediaspieler ist. Ist er nicht einfach zu bedienen, werden die meisten Leute auf einen einfacheren Mediaspieler mit weniger Fähigkeiten umsteigen. Warum, glauben Sie, sind einige der tollsten Funktionen auch gleichzeitig diejenigen, die oft am wenigsten benutzt werden? Weil trotz aller Fähigkeiten das Programm für den Durchschnitts-Benutzer zu schwer zu bedienen war. Einfach und funktionsreich hat sich am besten bewährt, und ich glaube, daß BMPx in diesem Bereich eine sehr gute Figur macht. Lassen Sie uns nun, nach dieser Klarstellung meinerseits, einen Blick auf die nächsten Mediaspieler für Linux werfen.

Banshee

Banshee kann man wohl als so etwas wie den „Neuen in der Klasse“ bezeichnen. Die Version 0.12.1 ist noch etwas „grün hinter den Ohren“ und hat noch einen langen Weg vor sich, ist aber sicher ein zukünftiger Superstar in der Linux-Mediaspieler-Welt. Eigentlich hat Banshee als nichts anderes, denn als einfacher Mediaspieler angefangen. Mit dem weiteren Wachstum wurden immer mehr Funktionen, wie z.B. Podcasting und Streaming von Radiosendungen (was noch nicht sehr gut funktioniert und immer wieder zu häßlichen Abstürzen führt) als auch eine verbesserte Informationsanzeige über das jeweilige Medium implementiert. Die Anzeige erscheint und verschwindet wieder, darauf basierend welchen Titel Sie gerade abspielen und ob Informationen zu diesem Titel vorhanden sind. Die Infos sind zur Zeit schon ziemlich gut, und versprechen sogar noch mehr Detailangaben für die Zukunft.

Die Wiedergabe ist akzeptabel, aber ich denke nicht, daß sich im momentanen Zustand damit Medaillen gewinnen lassen. Es verfügt über eine annehmbare Liste unterstützter Formate, die jedoch noch erweitert werden sollte. Denn neben wave, ogg, mp3 und einigen wenigen Streaming-Formaten werden anscheinend keine weiteren Formate unterstützt. Ein komplettes System von Erweiterungen für das Abspielen von Last.fm, dem Musik-sharing, dem Brennen von CDs, Podcasting und vielem weiteren ist vorhanden. Die Ausbaubarkeit ist also sehr gut, und damit ist dieser Spieler auch sehr flexibel und öffnet in der Zukunft eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Die Oberfläche ist sehr einfach zu bedienen, was für den Durchschnittsmenschen natürlich einen Vorteil darstellt. Es gibt sogar eine Erweiterung, mit dem man Banshee zu einem winzigen Spieler minimieren kann (und damit aus dem Weg ist), aber doch jederzeit wieder abrufbar ist, sollte man ihn benötigen.

Zur Zeit kann ich diesen Mediaspieler für den täglichen Gebrauch nicht empfehlen, aber ich empfehle Ihnen trotzdem eine Installation. Warum? Weil die Entwickler Ihre Rückmeldungen brauchen, und der beste Weg dazu besteht darin ihn täglich zu benutzen. Wie sonst wollen Sie neue Funktionen vorschlagen, oder existierende Fehler melden? Also helfen Sie bitte den Entwicklern und benützen Sie ihn regelmäßig. Vielleicht verlieben Sie sich sogar in ihn. Ich bin sehr neugierig wohin sich diese Geschichte entwickelt.

banshee-project.org

Decibel Media Spieler

Dieser Spieler ist einer der „Neuen“ (die zur Zeit aktuelle Version ist die 0.06.3) unter den Linux-Mediaspielern. Obwohl es sich um eine frühe alpha-Version handelt, ist der Spieler ziemlich stabil. Da Sie ihn mit dem Quelltext selber installieren müssen, ist einiges an Frickelei von nöten, aber es ist durchaus machbar. Die größte Prämisse eines Spielers ist dessen Einfachheit, und genau so arbeitet dieser Spieler. Sehr einfach zu bedienen, die Schnittstelle funktioniert, aber das Programm selber ist momentan noch etwas unzuverlässig. So etwas ist jedoch von einer frühen alpha zu erwarten.

Es sollte nicht überraschen, wenn die simple Oberfläche mit der Zeit verschwinden sollte, dafür aber viele großartige Funktionen hinzugefügt werden, die es zu einem Spieler machen, der für Leute, die ihre Medien gerne ohne großes Trara organisiert haben möchten, zu einem „must have“ machen. Anscheinend werden zur Zeit nur wave-, mp3- und ogg-Dateien unterstützt, eventuell auch noch flac, die ich aber nicht zum laufen bringen konnte. Last.fm-streaming wird unterstützt, ebenso enthält er eine Sofort-achrichten-Option um ihren online-Status anzuzeigen und um anzuzeigen was Sie gerade anhören, ich bin mir aber nicht sonderlich sicher wohin diese Daten gesendet werden. Ich vermute mal zu Ihrer Last.fm-Seite. Der Spieler selber ist so klein und einfach, daß man wirklich nicht viele Worte darüber verlieren muß. Es gibt „Play“, „Pause“, „Shuffle“, „Sortieren“ und einige weitere Funktionen die man bei einem Mediaspieler erwartet, aber wenig mehr. Die einzig wirklichen Unterschiede liegen in der Gestaltung der Benutzerschnittstelle und des Dateimanagers auf der linken Seite des „Play“-Fensters, aber ich an Ihrer Stelle würde mich dadurch nicht von einem Versuch abhalten lassen. Die einzige Sache die Sie davon abhalten sollte ist, wenn Sie einen vollwertigen Mediaspieler suchen, die Tatsache, daß es noch in der frühen alpha-Phase ist. Sollten Sie aber bei der Entwicklung dieses Projektes behilfich sein wollen, dann scheuen Sie sich nicht auf decibel.silent-blade.org vorbei zu schauen, um zu sehen, wie Sie den Entwicklern helfen können! Sogar etwas so einfaches wie das Ausfindig machen und Melden von Fehlern ist willkommen.

Exaile

Der Exaile Mediaspieler ist ein Linux-Mediaspieler, der überraschend viel mit Amarok gemeinsam hat. Der größte Unterschied liegt in der Gestaltung der Benutzeroberfläche, ansonsten ist eigentlich alles dasselbe – Albumcover werden angezeigt, Last.fm wird unterstützt, Infos über das Album und den Künstler werden angezeigt, usw.

Amarok verfügt allerdings über einige Sachen, über die Exaile jedoch nicht verfügt, wie z.B. einen integrierten Magnatune-Shop und einer Kontext-Funktion. Dafür bietet Ihnen Exaile aber einige andere Funktionen, wie z.B. die Fähigkeit Liedtexte herunterzuladen, einer Abspielliste mit Registern, einem integrierten Browser für Shoutcast und dem Blacklisting (negativ listen) von Tracks.

Es gibt noch einige weitere nützliche Funktionen in diesem Programm, wie z.B. interaktive iPod- und iTunes-Unterstützung, aber das war's dann auch schon. Weiterhin werden nur die typischen Formate unterstützt, wie wave, mp3 und ogg. Das Programm befindet sich noch in einer frühen alpha-Version (aktuell die 0.2.11), d.h. falls Sie dieses Programm ausprobieren möchten, dann müssen Sie auf Stabilitätsprobleme vorbereitet sein.

Für mehr Informationen über diesen Mediaspieler besuchen Sie bitte exaile.org.

JuK

JuK ist ein einfaches Jukebox-Programm aus dem Hause KDE. Erwartungsgemäß enthält es alle üblichen Funktionen eines Mediaspielers, es bietet aber auch eine einfache Abspiellisten-Verwaltung, ein Aktualisieren von ID3-tags für sowohl mp3- als auch ogg-Dateien, Löschen oder Umbenennen von Dateien aufgrund ihrer ID3-tags, eine Suchfunktion und einige weitere Dinge. Der Tagger ist interessant, da er ähnlich wie ID3-Tagit arbeitet, allerdings ohne so viele Funktionen zu bieten. Nicht so funktionsreich, aber er verrichtet trotzdem anständige Arbeit.

Die Gestaltung ist um Einfachheit bemüht, und es wird Ihnen nur das angeboten, von dem die Entwickler glauben, daß es in einem minimalistischen Spieler vorhanden sein muß. Es wird Unauffälligkeit praktiziert, und das sehr gut. Sie können Abspiellisten sehr gut auch direkt durch eine Verzeichnis-Suche oder durch eine M3U Abspiellistendatei importieren lassen. Das ist wirklich der einzige Sopieler den ich gefunden habe, der mit Winamps M3U-Format umgehen kann.

Eine weitere, sehr faszinierende Funktion ist die Anzeige eines Verlaufs, d.h. es wird Ihnen angezeigt welche Dateien wann gespielt worden sind. Ich weiß nicht genau, warum man so etwas brauchen sollte, allerdings kann ich durchaus sehen, daß das in manchen Fällen hilfreich sein könnte. JuK unterstützt mp3, Ogg und das Flac Mediaformat. JuK ist Teil des KDE-Multimediapaketes, und kommt somit standardmäßig bei dessen Installation.

Zusammenfassung

Nun, das ist alles für den zweiten Teil. Im dritten Teil werden wir Ihnen noch mehr Mediaspieler vorstellen, dann allerdings nicht nur Audiospieler - es gibt da einige, die wirklich vielseitige Spieler sind und DVDs, Filme und noch vieles mehr abspielen können.

distrowatch

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