Übersicht der Linux Media Player - Teil 1

von Steve Lake

Es gibt für Linux viele verschiedene Werkzeuge, die dem Benutzer eine sowohl angenehme als auch nützliche Erfahrung auf dem Multimediasektor bieten.

Es gibt Werkzeuge die Audiodateien, CD's und DVD's abspielen, eine ausgefallene Schnittstelle haben, oder manchmal auch von der Konsole aus arbeiten. Manche verfügen über DJ-Applikationen, während man mit anderen eher auf die Bedürfnisse des Verbrauchers zugeschnittene Media-Spieler kreieren kann. Welches sind nun diese Programme, und wie können sie Ihnen von Nutzen sein? Lassen Sie uns einen kurzen Blick auf jedes Programm und seine Fähigkeiten werfen.

Amarok

Amarok ist ein Linux Musikspieler mit vielen Eigenschaften, der dem Benutzer jede Menge zu bieten hat. Es verfügt über ein Musikmanagement, mit dem Sie Ihre CD's nach Namen und/oder Künstler katalogisieren und sehr effektiv organisieren können, so können sie z.B. ein Titelbild der CD hinzufügen, falls verfügbar. Das Programm selber kommt mit zwei verschiedenen Schnittstellen, einmal im „Winamp“- und im „iTunes“-Look. Als Standardeinstellung ist das „iTunes“-Aussehen vorgegeben.

Sie haben dort auch die Option, Liedtexte und Informationen zum Künstler (falls verfügbar) einzusehen. Die Unterstützung für iPods funktioniert tadellos, genauso wie auch für andere Mediaspieler. Fast meint man das Schweizer Offiziersmesser unter den Mediaspielern gefunden zu haben, wenn man ein bißchen mit Amarok rumspielt. Es stellt sich allerdings heraus, daß diese Annahme nicht stimmt.

Während Amarok ein guter Player ist, so hat es doch einige gröbere Fehler.

Der erste betrifft die Stabilität. Ich fand es zu Zeiten etwas unzuverlässig. Es traten Probleme wie z.B. Einfrieren des Programms auf, die ein Hardkill notwendig machten. Der zweite Fehler ist mangelhafte Dateiunterstützung. Während jede Menge verschiedener Dateiformate gut unterstützt werden, so hapert es doch z.B. bei WAV-, FLAC-, ASF-, WMA- und bei manchen MP3-Dateien. Vermutlich gibt es noch weitere Formate, mit denen Amarok nicht so toll klar kommt, aber ich hatte keine anderen mehr für diesen Test. Ogg-Dateien werden anstandslos abgespielt, abgesehen einmal von einigen kleineren „Hängern“. Die Performance ist sonst ziemlich auf Zack.

Amarok unterstützt auch Last.fm-Streams, man kann aber nicht sagen, daß es hierbei nichts zu verbessern gäbe. Eine weitere interessante Fähigkeit des Programms ist, daß man damit auch CD's zusammenstellen und brennen kann. Der Haken an der Sache ist allerdings, daß K3B als Brennsoftware benutzt wird. Sollten Sie K3B mögen, ist für Sie alles in Butter. Amarok ist ein Standardprogramm bei KDE, kann jedoch auch nachträglich aus den Repositorien Ihrer bevorzugten Linux-Distribution nachinstalliert werden.

Audacious

Audacious ist ein Winamp-Klon. Es handelt sich um einen Fork des Beep Media Player (auf den wir später zurückkommen werden), der wiederum ein Fork von XMMS, des originalen Winamp-Klons für Linux ist. Das Einzige, was diesen Player besonders macht, ist sein Ursprung, und die Tatsache, daß mehr Audioformate als mit den ursprünglichen Programmen abgespielt werden können. Sie verfügen jedoch nur über eine einzige Abspielliste, das Liedmanagement ist eher simpel zu nennen, aber wenn Sie es schlicht mögen, dann ist Audacious ihr Ding. Audacious hat auch mehr „Eyecandy“ als seine Vorgänger.

Eine Sache die ich richtig schlecht fand war, daß das sehr blasse Interface (Schnittstelle) die Navigation im Programm sehr umständlich machte. Da man allerdings Winamp2-Skins installieren kann, kann man dieses Problem einfach durch das Lieblings-skin (Aussehen) gelöst werden. Ein anderes Problem ist die mangelhafte Unterstützung von ID3v2 Tags. Die Unterstützung ist mehr schlecht als recht zu nennen, und führt dazu, daß das Programm manchmal sehr eigenartige Sachen macht.

Eine dritte Sache, die mich bei Audacious gestört hat ist, daß zwar Skins eingerichtet werden können, sie aber nicht korrekt funktionieren. Verdoppeln des Player-Fensters oder sonstige Größenänderung am Fenster oder an der Abspielliste funktioniert entweder gar nicht, oder es führt zu sehr seltsamen und wechselhaftem Verhalten.

Ein Vorteil von Audacious gegenüber seinen Vorgängern ist jedoch die deutlich besser organisierte Abspielliste. Man kann mühelos Internetstreams hinzufügen, auch CD's und Netzwerk- oder lokale Dateien werden unterstützt. Unterstützung für andere Dateiformate als Ogg und MP3 ist entweder sehr dürftig oder aber gar nicht vorhanden. Einige dieser Hürden können jedoch durch simple Erweiterungen überwunden werden.

Alles in allem ein guter Player, auch wenn noch einiges an Arbeit investiert werden muß.

Audio Overload

Audio Overload ist ein besonders interessantes Programm, mit einem ganz speziellen Verwendungszweck: Es ist zum Abspielen von Audiodateien aus Videospielen gedacht. Während die Anzahl der abspielbaren Dateiformate beeindruckend ist, hinkt die angebotene Unterstützung für den Benutzer jedoch etwas hinterher.

Zur Zeit werden alle Formate von der frühen PS2 bis zurück zum Commodore und zum Amiga CPC unterstützt. Sollten Sie also über Audiodateien verfügen, die für diese Systeme geschrieben worden sind, dann werden Sie bestimmt kein Problem damit haben sie abzuspielen. Mehr Unterstützung für modernere Dateiformate wird aber schwerlich aufzutreiben sein. Den Player selber können Sie nur auf der Webseite seines Entwicklers finden.

BMPx

BMPx ist ein Mediaspieler, der einige verschiedene Abspiel- und Musikmanagementprogramme in sich vereinigt, um Ihnen den bestmöglichen Musikgenuß zu gewährleisten. Bei BMPx handelt es sich nicht nur um einfach einen weiteren Klon. Trotz seines Namens ist nicht mehr länger ein Derivat des BMP (Beep) Mediaspielers, sondern wurde, bis auf einige wenige Xmms-Kerndateien für Audiodecoding, von Grund auf neu programmiert, wobei alles, was den BMP ausmachte beiseite gelassen wurde. Bei BMPx handelt es sich also in fast jeder Beziehung um ein neues Programm, welches Ihnen sogar noch mehr bieten kann als das verfremdete Ursprungsprogramm. Das Programm ist noch etwas wackelig auf den Beinen und befindet sich noch in einer frühen Beta-Version, aber was die Entwickler hier geleistet haben, kann man ruhig als phänomenal bezeichnen.

Was mich als erstes fasziniert hat, war das Bibliotheksystem. Indem die ID3-Tags von jedem Musikstück genutzt werden, kann der Player die Musik nach Künstler, nach Album, oder nach anderen Kriterien die Ihnen wichtig sind organisieren. Sollten Sie die aktuelle Sortierung nicht mögen, dann können sie sie einfach neu einordnen lassen, indem Sie die ID3-Tags nach Ihren persönlichen Präferenzen verändern. Abspiellisten können ebenfalls sehr einfach zusammengestellt werden, und sie sind sehr flexibel in den angebotenen Möglichkeiten. Sie können sie entweder aus lokalen Dateien, oder unter Zuhilfenahme von Last.fm-Streams zusammenstellen. BMPx kommt auch mit großen Musiksammlungen sehr gut zurecht: meine über 2500 Musikstücke werden so behandelt, als ob es sich um eine Aufwärmübung handelt.

Eingeschlossen in BMPx ist auch eine sehr große Auswahl an im Internet gestreamten Radiostationen – und wenn ich sage „sehr groß“, dann meine ich damit, daß es schon fast an Irrsinn grenzt. Schon die Anzahl der verfügbaren Genres zählt an die 250 Stück, und da ist noch gar keine Rede von den einzelnen Radiostationen in jedem Genre. Ich konnte keine genauen Zahlen über die Anzahl der Stationen bekommen, aber ich würde sagen, daß es locker so um die 2000 Radiostationen sein müßten. Sie sollten kein Problem damit haben, eine zu finden, die Ihrem Geschmack entspricht. Die Unterstützung für Last.fm und Podcasts ist nicht schlecht, es hat den Anschein, als ob beides sehr gut funktioniert.

Das Abspielen, Rippen und Verwalten von Audio-CD's ist schon fast als Kinderspiel zu bezeichnen. Das Format, unter dem sie die gerippten Dateien speichern möchten, kann frei unter ogg, mp3 und flac gewählt werden. Für Ihre Podcasts wird auch einfaches Videoplayback angeboten. Zu Unterstützung für iPods und andere Player konnte ich nichts finden, aber betrachtet man die sehr kleine Betanummer, dann denke ich mir, daß damit in naher Zukunft zu rechnen ist, genau so wie die Möglichkeit online Musik zu kaufen.

BMPx ist unter den meisten großen Distributionen erhältlich, oder sie gehen einfach auf die Homepage und laden sich die neueste SVN-Version runter.

Zusammenfassung

Obwohl wir am Ende des ersten Teils des Überblickes über die Linux Mediaspieler angekommen sind, glaube ich nicht, daß es komplett das Ende ist. Es kommt noch viel auf uns zu, und vieles davon wird Sie zum Staunen bringen, Ihnen die Augen raus fallen und den Kiefer runterklappen lassen. Im zweiten Teil kümmern wir uns, neben einigen anderen, um Banshee und Baudline. Der Sinn und Zweck dieses Überblickes ist es, Ihnen einen kleinen Vorgeschmack dessen zu bieten, was in der Linux-Mediaplayerwelt alles erhältlich ist. Und wir werden uns auch nicht auf Audioplayer beschränken.

Wir werden uns auch kopfüber in das Thema Videoplayer für Linux stürzen. Dabei werden wir nun natürlich nicht in unbeschreiblich genaue Details eindringen, aber wir hoffen, daß wir bei Ihnen genug Neugierde geweckt haben, daß Sie jeden dieser Player einmal ausprobieren, so lange, bis sie das Richtige für sich gefunden haben.

Über die Jahre ist mir aufgefallen, daß, gleichgültig wieviel ich jemandem über etwas erzähle, es immer an dieser Person selber liegt das zu wählen was sie für richtig erachten. Ich hoffe das bei Ihnen dadurch zu erreichen, indem ich Ihnen die Augen einen Spalt breit darüber öffne, was es alles da draußen gibt und Sie dann auf eigene Faust weiter forschen lasse. :)

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