KDE4 Teil 1

von muungwana

Die KDE4 Serie begann am 11 Januar 2008 mit der Einführung von KDE 4.0. Die dritte Hauptfreigabe von KDE in dieser Serie kommt am 27. Januar 2009. Wenn alles gut geht, wird dieses KDE Version in den Repositorien als Option zu KDE3 hinzugefügt. Dieser Artikel versucht, einige KDE4 Kerntechnologien zu beschreiben und warum diese in dieser Serie eingeführt wurden.

Der Übergang von Qt3/KDE3 zu Qt4/KDE4 wurde durch zwei Hauptfaktoren beeinflußt. Bedingt durch Änderungen in der Qt4 API (Anwendungsprogramm-Schnittstelle) musste viel KDE Code auf Qt4 portiert werden. Ausserdem erlaubten die Lizenzänderungen das Portieren auf andere Systeme. Zum ersten Mal erlaubte die QT4 Lizenz, dass freie Software in Qt für alle Hauptbetriebssysteme (Microsoft Windows-, Linux-/Unix-und Macintosh-Computer) geschrieben werden konnte. Die KDE Entwickler entschieden daher, den KDE Code beim Übergang zu Qt4 so umzubauen, dass er auf allen anderen Systemen laufen kann.

KDE4 musste also von den zugrunde liegenden Betriebssystemen abstrahiert werden damit die KDE und die anderen Entwickler die KDE Anwendungen auf einer gemeinsamer Code-Basis stellen konnten. Im Wesentlichen wollten die KDE Entwickler einen virtuellen Desktop einrichten. Alle Verbindungen zum zugrunde liegenden Betriebssystem mussten daher abstrahiert werden und führte zu drei KDE4-Kerntechnologien Plasma, Phonon und Solid.

Solid

Ein jedes Betriebssystem liefert auf seine eigene Weise die Hardware-Funktionalität zu den jeweiligen Anwendungen. Solid versteckt all diese Details und gibt den KDE-Entwicklern und Nutzern stattdessen einen einheitliche Qt/KDE Schnittstelle zur Funktionalität dieser Hardwareeinheiten. Solid erlaubt daher KDE Benutzern und Entwicklern, auf ihre Hardware in KDE über verschiedenen Betriebssystemen auf eine gleichbleibende und vorhersagbare Weise einzuwirken.

Phonon

Ein jedes Betriebssystem behandelt Multimedia auf seine eigene Weise. Microsoft Windows hat DirectX, Macintosh-Computer gebrauchen Quicktime und die Linux/UNIX Welt hat xine, mplayer, gstreamer, vlc und andere Multimedia Spieler. Phonon ist hauptsächlich für Entwickler interessant. Sein Ziel ist es, Kompliziertheiten und Details der spezifischen Multimedia-Spieler zu verstecken und eine einheitliche saubere API zur Verfügung zu stellen, die sehr gut mit dem Rest von Qt/KDE API harmoniert. Phonon erlaubt Entwicklern, ihre Multimedia Anwendung auf einer API aufzubauen und ihre Anwendung auf mehrfachen Betriebssystemen und Spielern laufen zu lassen. Kritiker von Phonons haben gesagt, dass es nicht sehr flexibel sein wird, weil es die Eigenschaften aller Spieler unterstützt und folglich nur auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner existieren kann. Phonon ist ein einfaches System, das darauf abzielt, einfache Multimediawiedergabe für bis zu 90% üblicher Anwendungen zu erreichen. Es wurde nicht entworfen, um komplizierte Aufgaben wie das Bearbeiten von Videos oder Audiomische zu behandeln. Dies zu erwarten heisst den ursprünglichen Verwendungszweck nicht verstanden zu haben.

Plasma

Plasma ist das Shell des KDE4 Desktops. Plasma ist die sichtbarste Kerntechnologie von KDE4 und es hat auch die meiste KDE4 Kritik empfangen. Der KDE3 Desktop besteht aus Kdesktop shell, Kicker (KDE3 Leiste) und superkaramba (KDE3 Applet). Diese Bestandteile sind sehr von der Fenstertechnik X11 abhängig, weil KDE nur auf der X11 Basis freigegeben wurde. Ein Grossteil dieses Codes musste entfernt werden, um KDE4 Desktopkomponenten auf anderen Systemen laufen zu lassen.

Eine der größten Kritiken von „traditionellen“ Desktopnutzern ist der „futuristische“ Ehrgeiz von Plasma. Einen „traditionellen“ Desktop findet man in KDE3 und in Windows XP/2000. Dieser Desktop besteht aus dem Desktopbereich und der Leiste. Betriebssystem Microsoft Windows, enthält diese Leiste (von links nach rechts) Startknopf, Schnellstarter, taskbar, tray area und die Uhr. Der Desktopbereich zeigt den Inhalt eines gegebenen Ordners in einem Basisverzeichnis des Benutzers an. Das Erscheiniungsbild des KDE4 Desktops kann man dem des KDE3 Desktops anpassen, indem man die Leiste mit den folgenden plasmoids bestückt: (von links nach rechts) kickoff plasmoid, pager plasmoid, taskbar plasmoids, tray plasmoid und clock plasmoid. Die voreingestellte Desktop Tätigkeit muss auf „Ordner Ansicht“ Tätigkeit anstelle von „Desktop Tätigkeit“ eingestellt werden.

Plasma besteht aus plasmoids genannten Applets. Bestimmte plasmoids werden zu Containern und Tätigkeiten gruppiert. Container sind Applets, die „normale“ Applets enthalten können und Tätigkeiten sind Applets, die Container und normale Applets enthalten können. Letztere können auch ein Hintergrundbild haben. KDE4.2 kommt mit Desktop- und Ordneransicht (Folderview) Tätigkeiten. Die Folderview Tätigkeit zeigt den traditionellen KDE3 Desktop an, wenn sie zur Anzeige des Inhalts von ~/Desktop eingestellt ist. Der default KDE4 Desktop verwendet eine „Desktop“ Tätigkeit, die einen dynamischen Desktop mit verschiedenen Appletfunktionalität auf der Arbeitsfläche zulässt. Verschiedene Tätigkeiten können gleichzeitig „geöffnet“ werden und jede kann eine beliebige Menge von Applets laufen lassen.

Der beste Vergleich zu den Plasmatätigkeiten sind virtuelle Desktops. Geöffnete Fenster können so eingestellt werden, dass sie auf verschiedenen virtuellen Desktops in KDE3 erscheinen, oder innerhalb der gleichen Tätigkeit in KDE4. Verschiedene Applets können so eingestellt werden, um auf verschiedenen Tätigkeiten zu erscheinen, aber sie werden auf allen virtuellen Desktops innerhalb dieser Tätigkeit angezeigt. Applets existieren innerhalb der Tätigkeiten, geöffnete Fenster existieren innerhalb der virtuellen Desktops, und virtuelle Desktops existieren innerhalb der Tätigkeiten. Im Prinzip können virtuelle Desktops benutzt werden, um geöffnete Fenster in verschiedene „Arbeitsplätze“ (in KDE3 und in KDE4) zu separieren. Tätigkeiten können verwendet werden, um laufende Applets in verschiedene „Tätigkeiten“ zu trennen (nur KDE4).

Der „futuristische“ KDE4 Desktop wird durch die Art und Weise bestimmt mit der ein Benutzer diese plasmoids auf der Arbeitsfläche anordnet. Plasma hat die Flexibilität, die es den „traditionellen“ wie auch den „futuristischen“ Leuten erlaubt, ihren Schreibtisch auf Wunsch einzurichten. KDE4 ist noch jung. Einige KDE3 Eigenschaften werden noch hinzugefügt, einige herumgeschoben, und einige werden entfernt, während die KDE Entwickler fortfahren, KDE4 zu verfeinern und aufzupolieren. Die KDE4 Foundation wird die Optionen der KDE Nutzer erhöhen und den Entwicklern die Mittel geben, KDE mit bisher ungeahnten Möglichkeiten zu versehen.

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