Linux Multimedia Spieler

Teil 6

Willkommen zum sechsten Teil unserer Serie. In diesem Teil beschäftigen wir uns mit Rhythmbox, Songbird, Totem, und einem zuvor vergessenen Mediaspieler, mit Aqualung.

Nun zu etwas das unsere Leser sehr interessiert, und zwar zu einer Frage die mir vor nicht allzu langer Zeit gestellt wurde, warum ich immer nur vier Mediaspieler pro Artikel abhandle. Dahinter stand bei mir der Gedanke, daß ich auf diese Art und Weise jeden Monat einige aus der großen Vielfalt der verfügbaren Mediaspieler vorstellen könne, um daraus einfacher eine Auswahl treffen zu können. Nach jedem Artikel hätten Sie dann jeweils einen Monat Zeit um jeden Spieler zu installieren, zu testen und zu beurteilen, ohne daß Sie sich übermäßigen Ärger oder Arbeit einhandeln.

Ich bin mir bewußt, daß Sie unter keinen Umständen eine richtige Entscheidung darüber fällen können, ob dieser oder jener Mediaspieler für Sie der Richtige ist. Also habe ich mich aus Rücksichtnahme dazu entschlossen die Dinge etwas auszudehnen, um Ihnen mehr Zeit zu geben jeden einzelnen eingehend zu testen bevor ich Ihnen die nächsten präsentiere.

Kurz gefasst habe ich beim Entwickeln der Aufmachung dieser Serie dabei an Sie, die Leser, gedacht. :) Es gibt nichts schlimmeres als mit Informationen zugeschüttet zu werden, wenn diese Informationen nicht angefordert oder nicht benötigt werden. Sehr viele Informationen zu erhalten ist zwar manchmal gut, aber wenn es unter einer großen Auswahl auszuwählen gilt, der persönliche Geschmack dabei sehr entscheidend ist und möglicherweise jede Menge Hausaufgaben von Ihnen abverlangt werden, dann ist eine gemütlichere Gangart mit guten Informationen normalerweise am Besten. Ich hoffe das beantwortet diese Frage. So, und nun zu unseren Mediaspielern!

Rhythmbox

Rhythmbox wurde für Gnome entwickelt und enthält einige interessante Fähigkeiten, die, während für gewöhnlich auch bei anderen Spielern vorhanden sind, sowohl einzeln als auch zusammen besser zu funktionieren scheinen. Eine Bibliothek zu laden ist extrem leicht, ein bißchen leichter als bei anderen Spielern die mir untergekommen sind. Nur ein paar Klicks, und ab geht die Post. Meine 2500 Stücke umfassende Sammlung wurde großartigerweise anstandslos geladen, alles wurde katalogisiert, das korrekte Albumcover wurde automatisch angezeigt, und ich konnte mir meine Sammlung sortiert nach Album, Kategorie oder was ich sonst wollte anzeigen lassen. Ich kann wirklich nicht viele schlechte Dinge über diesen Spieler sagen, auch wenn er meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft.

Nun, tatsächlich könnte ich das schon machen, aber diese Beschwerden wären größtenteils ästhetischer Natur. Die Visualisierungen waren nur einen Klick entfernt und leicht zu aktivieren, funktionierten unglaublich gut und lieferten sowohl wunderschöne als auch zeitweise leicht verrückte Ergebnisse. Sie hätten mal einige der Visualisierungen für „Jingle Bells“ sehen sollen! Mehrere Abspiellisten werden unterstützt, sind schnell einzurichten und erlauben so eine große Flexibilität. Mit einem Klick kann auch nach Künstler, Album oder einem einzelnen Titel gesucht werden.

Die Unterstützung für Podcasts und für Webradio sind gut, auch wenn die standardmäßige Liste der verfügbaren Radiostationen etwas lückenhaft ist. Die fünf voreingestellten Radiostationen sind zwar ein Anfang, aber eine detailliertere und breiter gestreute Liste, wie z.B. bei BMPx, wäre sehr viel besser. Aber keine Sorge: neue Stationen hinzuzufügen ist sehr leicht, auch wenn ich immer noch glaube, daß es besser wäre eine große Liste „Best of the web“ einfach mitzuliefern, anstatt daß man sich mühsam alles selber zusammensuchen muß.

Rhythmbox verfügt auch über etwas, das man nicht bei vielen anderen Spielern findet, nämlich der Anzeige von Liedertexten. Sie können wählen, ob der Spieler Liedertexte für jedes einzelne Stück nachschlagen und anzeigen soll.

Und brechen Sie bitte nicht in Panik aus wenn Sie entdecken, daß es keine Last.fm oder Jamendo Unterstützung gibt. Sie kann nämlich über ein relativ gut entwickeltes Erweiterungs-(Plug-in) System, das fast alles bietet was das Herz begehrt, nachgerüstet werden. Das einzige Problem dabei war, daß die im Spieler installierten Plug-ins die einzig momentan erhältlichen waren. Obwohl das nicht schlecht ist, könnte es doch auch sehr viel besser sein.

Mit dabei sind sowohl Plug-ins für den Magnatune Musikladen, als auch für iPods und MTP-fähige Spieler. Ich würde ja erklären was MTP ist, aber wie ich in der Vergangenheit feststellen konnte: wenn Sie nicht wissen was MTP ist, dann haben Sie es auch nicht, und wenn es für Sie nicht aktiviert ist, dann müssen Sie sich auch keine Gedanken machen, denn sie werden es nicht unmittelbar brauchen. Sollten Sie es allerdings in der Zukunft brauchen, dann ist es verfügbar.

Der Einrichtungsdialog ist relativ leicht zu gebrauchen, er besteht aus vier Tabs mit nur wenigen konfigurierbaren Optionen. Das würde ich dem Spieler aber nicht als Manko ankreiden, denn manchmal ist „einfach“ besser, speziell wenn wirklich nur die Musik zählt und man keinen Hansdampf-in-allen-Gassen benötigt der einem Musik zusammenmischt und nebenbei noch das Frühstück zubereitet. ;) Da Gstreamer und Xine als Kern verwendet werden ist die Anzahl der abspielbaren Formate nur durch deren Leistung begrenzt, also kann man quasi alles abspielen.

Rhythmbox ist in der Paketverwaltung fast aller großen Distributionen vertreten. Rhythmbox wurde für Gnome geschrieben, wird aber auf dem von Ihnen gewählten Fenstermanager laufen.

Für mehr Informationen gehen Sie bitte zur Rhythmbox Webseite.

Songbird

Songbird ist ein sehr vielseitiges Musikmanagement-System. Es ist daduch einzigartig, daß es nicht nur Musikdateien verwaltet, sondern auch einen auf der Firefox-Plattform basierenden Browser beinhaltet. Das heißt jetzt natürlich nicht, daß Songbird versucht Firefox Konkurrenz zu machen, aber der integrierte Browser gibt Songbird doch erheblich mehr Flexibilität, speziell in Web-basierten Applikationen wie Podcasts und Webradio, unter anderem.

Eines der hervorstechendsten Merkmale dieses Spielers ist dessen Bibliothek. Da der Webbrowser direkt im Spieler eingebettet ist, wird die Flexibilität des Spielers und dessen Bibliothek erheblich erhöht. Songbird soll den nächsten großen Herausforderer für Amarok und die anderen großen Mediaspieler darstellen, aber ich denke nicht, daß es schon so weit ist. Zumindest noch nicht.

Das muß ich an dieser Stelle sagen, weil ich nicht den Eindruck hatte, daß Songbird schon voll entwickelt ist. Natürlich ist es noch eine frühe Beta-Version, aber es bestehen doch noch jede Menge Leistungsschwächen. Sogar ohne meine Musikbibliothek zu laden hatte ich den Eindruck, daß es nur langsam lief und sogar das ganze System zu verlangsamen schien. Laden Sie Ihre Musikbibliothek hoch, und die Sache wird noch lustiger denn die Verzögerungen summieren sich. Abgesehen von der Langsamkeit sind die Leistungsmerkmale von Songbird aber beeindruckend. Und sobald diese Langsamkeit abgeschafft werden kann, würde Songbird über ein konkurrenzfähiges Produkt verfügen. Schon mit der schieren Anzahl der Leistungsmerkmale könnte Songbird jeden anderen Spieler aus dem Rennen schlagen.

Das „Songbirdnest“ ist die Standard-Webseite von Songbird. Dort finden Sie Seiten mit Musik-Blogs, es werden Webseiten und -Dienste vorgestellt, und Sie haben Zugriff auf die SkreemR Musiksuche. SkreemR ist sehr gut, ich habe Sachen gefunden, von denen ich noch nicht einmal wußte, daß sie gefunden werden könnten. Sobald Suchergebnisse sich anhäufen werden Sie indexiert, sie können sie in einer Vorschau betrachten und sie sogar, wenn Sie möchten, herunterladen.

Ein Wort zur Warnung: neben jeder Menge freier Dateien wird auch urheberrechtlich geschützte Musik in den Suchergebnissen angezeigt. Vergewissern sie sich also vorher, was Sie da eigentlich herunterladen. Während ich die Tatsache begrüße, daß Songbird so eine kraftvolle Suchmaschine enthält, so ist doch die Anzeige von zweifelhaften oder illegalen Musikseiten von SkreemR für mich ein Abtörner, und kann in der Zukunft sogar zu einem legalen Risiko für Songbird und seine Benutzer werden.

Falls Sie sich aber entschließen von SkreemR aufgelistete Musikstücke mit Songbird herunterzuladen, so wird hervorragend Buch darüber geführt was Sie wann und von wem heruntergeladen haben. Abspiellisten sind eine andere große Stärke von Songbird. Sehr einfach auszuwählen, und mit nur wenigen Mausklicks kann man Musiklisten genau nach seinem Geschmack einrichten. Und was wäre ein Mediaspieler mit integriertem Browser ohne einer durchdachten Lesezeichenliste. Offensichtlich wird hier auf die eingebauten Firefox-Lesezeichen zurückgegriffen, aber wenigstens greifen sie auf das zurück was Firefox' Lesezeichen so beliebt gemacht hat. ;)

Songbird verfügt auch über ein komplettes Archiv Ihrer Webmedien. Falls Sie also im Internet jemals Musik gehört haben, so listet Songbird Ihnen die komplette Chronik aller Internetaufrufe, zusammen mit einigen Liederdetails, auf. Songbirds Kontrollzentrum erinnert auch sehr an Firefox, jedoch ist die Anzahl der konfigurierbaren Optionen bei weitem höher als bei Firefox. Das ist auch kein Wunder, vermischt man hier doch mehr als die Hälfte der Leistungsmerkmale von Firefox mit denen von Songbird. Der Spieler verfügt ebenfalls über iPod- und Plugin-Unterstützung, und erlaubt Ihnen so zu erweitern oder zu verbessern was Songbird zu bieten hat.

Songbird unterstützt nahezu vollständig jeden erdenklichen Typ von Audiodateien, und sogar einige, von denen Sie es gar nicht vermuten würden. Handelt es sich also um eine Standard-Audiodatei, dann kann Songbird sie höchstwahrscheinlich auch abspielen. Und wenn nicht, dann findet sich irgendwo ein Plug-in das das Abspielen erledigt.

Songbird funktioniert mit jedem Fenstermanager, es scheint aber etwas besser unter KDE zu laufen. Um mehr über Songbird zu erfahren besuchen Sie die Webseite.

Totem

Totem ist ein sehr vielseitiger Mediaspieler, der in vielerlei Hinsicht sowohl VLC als auch Kaffeine ähnelt. Die Unterstützung von Mediadateien ist sehr gut, da entweder Gstreamer oder Xine für maximale Kompatibilität verwendet wird. Totem kann sogar Audio-CDs und sogar DVDs abspielen. Eine Sache, die mehr die ausgefuchsteren Linux-Jünger begeistern könnte, ist Totems einfache Benutzeroberfläche. Für diejenigen die nach Leistung lechzen, und die gerne alles in einem Spieler vereinigt hätten, inklusive einer Küchenspüle, die sollten lieber die Finger von Totem lassen. Die Einfachheit ist bei Totem der Hauptanziehungspunkt.

Der bevorzugte Verwendungszweck von Totem in den meisten Distributionen ist die eingebaute Unterstützung für DVDs. DVD Menüs werden jetzt vollständig unterstützt, nicht wie bei den Versionen vor 2.x, wo die Unterstützung bestenfalls als fragwürdig bezeichnet werden konnte.

Totem ist auch ein guter Musikspieler, es erscheint aber, als ob er mehr zum Abspielen von Filmen konzipiert wurde. Dies umso mehr, wenn man sich das Design der Abspiellisten anschaut. Während multiple Abspiellisten angelegt werden können, so läßt die Funktion der Abspiellisten doch einiges zu wünschen übrig.

Die Unterstützung großer Mediensammlungen steht etwas auf wackeligen Füßen, und bei Sammlungen von über 500 Stücken fängt der Spieler an doch gewaltig hinterherzuhinken. Die Einstellmöglichkeiten bei Totem sind etwas eingeschränkt, im Kontrollzentrum finden sich jedoch einige Merkmale, die so sicher nicht bei anderen Spielern vorhanden sind. Dinge wie z.B. ein TV-Ausgang, Medienstreaming und sogar volle Unterstützung von Visualisierungen. Es sind keine Anzeichen von Plugin-Fähigkeit zu entdecken, es handelt sich also um eine nicht erweiterbare WYSIWYG-Anwendung.

Totem ist in den meisten Distributionen enthalten, oder wenn nicht, durch die Paketverwaltung erhältlich. Totem ist für Gnome entwickelt worden, läuft aber unter jedem Fenstermanager. Für mehr Infos besuchen Sie die Totem Webseite.

Zuvor vergessene Spieler:

Jetzt kommen wir zu den Spielern, die ich zuvor übersehen habe.

Aqualung

Bei Aqualung handelt es sich um einen recht interessanten Mediaspieler. Er ist minimalistisch, dabei aber mit allem ausgestattet was man braucht. Aqualung ist auch der einzige Linux Mediaspieler der von sich behauptet er könne Musikstücke komplett lückenlos hintereinander abspielen. Ein interessanter Test der vorgeschlagen wurde war, sein Lieblingslied zu nehmen, es in zwei Teile zu zerlegen, viele verschiedene Einstellungen jeweils in einem der beiden Teile vorzunehmen (so daß sie sich so verschieden wie möglich anhören), und anschließend diese beiden Teile in einer Abspielliste abzuspeichern. Wenn man es richtig gemacht hat, soll sich das Lied so anhören als wäre es das ungeschnittene Original, ohne Lücke, Pause oder Stotterer. Das ist schon ein Anspruch der da erhoben wird. Ich konnte das nicht testen, aber ich glaube ihnen das.

Eine der Sachen die ich etwas frustrierend fand war, daß Aqualung nicht wirklich intuitiv ist. Nachdem man aber eine Weile damit herumspielt fängt alles an langsam einen Sinn zu bekommen. Man sollte aber nicht 20 Minuten brauchen, nur um herauszufinden wie ein Spieler denn nun eigentlich funktioniert. Ein Benutzer sollte die grundlegenden Schritte nach spätestens zwei Minuten beherrschen können.

Ein anderes interessantes merkmal ist der „Musik Store“. Es handelt sich dabei allerdings nicht um das was Sie jetzt denken. Sie können hier keine Musik kaufen. Es handelt sich um Ihre Musikverwaltung. Hier können sie Musikstücke aufreihen, Abspiellisten erschaffen, CDs rippen und kodieren und mehr.

Das Hauptfenster des Spielers zeigt genau das – einen Spieler. Musikstücke abzuspielen und zu rippen ist also sehr einfach. Legen Sie die CD ein, und schon nach wenigen Mausklicks können Sie neu geschaffenen MP3-, ogg- oder sonstigen Dateien die Sie kreieren möchten lauschen.

Gute Arbeit wird auch bei der Verwaltung von großen Musiksammmlungen und einer großen Anzahl verschiedener Formate, von mp3, ogg oder flac bis zu seltenen Formaten wie mod oder musepack, geleistet. Egal was Sie noch im Hintergrund laufen haben, und egal wieviele Musikstücke sie in Ihrer Abspielliste haben, der Spieler arbeitet stets zufriedenstellend.

Durch ein einfaches Plugin-System kann die Anzahl der unterstützen Formate und die Leistungscharakteristika erweitert werden. ID3 Metadaten werden sowohl im Musik Store als auch vom Spieler selbst problemlos gehandhabt. Streaming benötigt etwas an Arbeit, steht aber zur Verfügung wenn Sie es brauchen. Aqualung wurde entwickelt um unter Gnome zu arbeiten. Für mehr Infos bezüglich Aqualung besuchen Sie bitte die Projektseite.

Zusammenfassung

So, das war's mit dem sechsten Teil. Im nächsten Teil besprechen wir VLC, XMMS, Xfmedia, Xine und noch einen „vergessenen“ Mediaspieler, den „Listen Media Player“.

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