Linux Media Spieler:
Teil 4

Willkommen zum vierten Teil unseres Berichtes über Mediaspieler. Heute wollen wir einige Mediaspieler abhandeln an die sich vor allem die älteren Linux-Benutzer erinnern werden, und von denen die jüngeren wahrscheinlich gar nicht wissen, daß es sie gibt. Auch Mediaspieler die nicht unbedingt dem typischen Bild eines Spielers entsprechen wollen wir behandeln, können sie doch im täglichen Leben eine Vielfalt von Aufgaben übernehmen. Auch möchte ich mich noch einmal bei allen für ihre Rückmeldungen bedanken. Ich habe daraus gelernt (man kann ja auch nicht alles wissen), und einige der Vorschläge wurden in der einen oder anderen Form an Sie, die Leser, weitergereicht.

Genug der Worte, lassen Sie uns schauen was für heute auf dem Plan steht!

Mpg123

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Mpg123 ist ein alles in allem relativ einfacher, konsolenbasierter Spieler. Die Unterstützung von Abspiellisten ist nicht vorhanden, genauso wenig wie jede Art von Musikverwaltung. Aber das ist kein Problem, und zwar weil mpg123 ein konsolenbasierter Spieler ist. Darum müßten Sie auch selber Ihre Abspielliste als Textdatei erstellen und von mpg123 lesen lassen. Etwas für Liebhaber von minimalistischen Mediaspielern. Ganze Verzeichnisstrukturen werden zwar nicht erkannt, allerdings kann sehr wohl ein einzelnes Verzeichnis durchsucht werden, und mittels „wild card“ können auch alle darin enthaltenen Dateien abgespielt werden. Das mag ein bißchen mühsam erscheinen, ist aber weiter kein Problem. Und obwohl mpg123 ursprünglicher weise nur der zweite für Unix entwickelte mp3-Spieler war (MaPlay war der erste), machte der einfache aber doch sehr effiziente Decoder es zu einem Hit unter Unix- und später auch Linux-Nutzern.

Als die graphischen Mediaspieler auftauchten und weite Beachtung fanden, übernahm mpg123 eine andere Rolle; und zwar als mp3-Dekoder für eine Menge von graphischen Mediaspielern, ganz besonders XMMS und Winamp. Nach und nach fanden andere, modernere mp3-Dekoder immer mehr Beachtung. Das Projekt mpg123 schlief ein, die Entwicklung lief nur äußerst schleppend voran, und Fehler wurden für lange Zeit unbeachtet gelassen. Unter anderem deswegen erschuf Joe Drew 1999 einen Ableger von mpg123 namens „Mpg321“, welcher dort anknüpfen sollte, wo bei der Entwicklung des Originals aufgehört wurde.

Im Jahre 2002 wurde die weitere Entwicklung von sowohl mpg123 als auch mpg321 als veralteten Spielern eingestellt. Mpg321 wurde zugunsten von neueren mp3-Dekodern komplett fallen gelassen. Aber obwohl die Entwickler von mpg123 aufgehört hatten, ließ die alte Garde den Spieler nicht sterben.

Während in dieser Zeit keine aktive Weiterentwicklung stattfand, so nahmen es doch Entwickler von Gentoo, Debian, FreeBSD und anderen Distributionen auf sich, mit Hilfe von Patches Dutzende von Fehlern und Sicherheitslücken zu eliminieren, und somit die Software über die Jahre am leben zu erhalten. Im Jahre 2006 nahmen neue Entwickler den Faden wieder dort auf wo er fallen gelassen wurde, und veröffentlichen im Juni diesen Jahres sogar eine aktualisierte Version (Version 0.66).

Was ist nun diese Einzigartigkeit über die ich gesprochen habe? Mpg123 kann als Basis für Mediaspieler dienen. Wie oben schon erwähnt, wird es von verschiedenen Projekten, sowohl quelloffenen als auch proprietären, verwendet, und kann auch dazu benutzt werden eine eigene Mediaspieler-Anwendung zu schaffen. Sollten Sie zum Beispiel vorhaben Ihre eigene Jukebox zu programmieren, so ist mpg123 der perfekte Unterbau für jedes Ihrer Projekte. Sie können nur den eigentlichen Kern benutzen, die Erweiterungs-Version oder auch die gesamte Anwendung. Es ist also sehr vielseitig, dabei aber doch ein Leichtgewicht mit gerade einmal 206k für das gesamte Paket. Audiostreaming im Web wird genauso unterstützt wie die Umwandlung von mp3-Dateien in wav, Sun audio und Audio cd CDR-Format. Damit sind nur einige der Dinge gelistet die diese Anwendung beherrscht. Für mehr Informationen bemühen Sie bitte die man-Seiten.

Mpg123 ist bei den meisten Distributionen die voreingestellte Standard-Anwendung.

Muine

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Muine ist ein Audiospieler, der speziell für die Gnome-Arbeitsumgebung geschrieben und entwickelt wurde, und auf Solaris, Linux, BSD, Unix und jeden anderen Unix-Derivaten läuft. Ungleich anderen Mediaspielern ist es in C++ mit Mono und GTK+ geschrieben, was eigentlich unüblich ist, sind doch die meisten anderen Mediaspieler in C, C++ oder Assembly geschrieben.

Auch wenn es anders als die meisten Mediaspieler geschrieben und konzipiert ist, so wird doch danach gestrebt die Dinge einfach zu halten ohne auf viele Funktionalitäten verzichten zu müssen. In den meisten Fällen muß man sich entweder für Einfachheit oder für Vielfältigkeit entscheiden, Ganz selten kann man beides vereinen. Mit Muine ist es jedoch gelungen Ihnen beides zu präsentieren, und dabei eine gesunde Balance zwischen beidem zu finden. Normalerweise unterstützt Muine Ogg, Flac und MP3 mittels GStreamer, allerdings kann man mit Hilfe des einfachen Erweiterungs-Systems Formatunterstützungen auf einfache Art und Weise verändern oder hinzufügen.

Um nur einige Fähigkeiten zu nennen: Muine verfügt über automatische Albumcover-Suche, komplette ID3v2-Unterstützung und ist in vielen Sprachen erhältlich. Die Wiedergabe ist gut und der Einstieg ist einfach. Die Abspiellisten sind auch relativ gut. Obwohl die obige Abbildung nicht alles enthalten kann, so zeigt sie doch die grundlegenden Dinge. Das Bildschirmphoto ist nicht von mir, denn aus irgendeinem Grund kann ich unter Gnome keine vernünftigen Bildschirmphotos machen. Ich habe die obige Abbildung im Internet gefunden und hier eingestellt, damit wenigstens einiges zu sehen ist.

Bei meiner 2500+ Stücke umfassenden Musiksammlung verschluckte es sich etwas, es könnte also möglich sein, daß größere Musiksammlungen den Spieler ernsthaft verlangsamen. Erweiterungen für Dinge wie iPods und andere Mediaspieler existieren nicht, zumindest konnte ich keine finden. Es ist denkbar, daß der Fokus hier mehr auf das Gleichgewicht von Einfachheit und Fähigkeiten gerichtet wurde, so daß einige Dinge auf der Strecke bleiben mußten. Es könnte allerdings auch etwas sein, daß ich auf „Freshmeat“ gelesen hatte, nämlich daß die Entwickler anstatt einem kompletten Musikverwaltungsprogramm nur einen einfachen Musikspieler wollten.

Für mehr Informationen besuchen Sie die Muine Player Homepage.

Musik- Spieler Daemon

Über den Musikspieler Daemon läßt sich nicht viel sagen. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich hier um einen Daemon, also um eine Art Miniatur-Server, mit der Vorgabe ein Mediasystem ohne Überbau zu erstellen. Ein perfektes kleines Programm um es in Linuxbasierten Media-Einheiten, wie z.B. einer Jukebox oder einem Heim-Kino-System, zu verwenden. Sicherlich nichts für jemanden mit schwachen Nerven oder für den Durchschnitts-Benutzer, da man sich sein eigenes Interface, also die graphische Schnittstelle die mit dem Daemon kommuniziert, programmieren muß.

Sollten Sie abenteuerlustig genug sein um zu versuchen sich ihren eigenen Mediaspieler damit zusammenzustellen, dann werden Sie froh sein zu hören, daß sehr viele Formate unterstützt werden, unter anderem für Ogg Vorbis, wav, FLAC, OggFLAC, MP2-4 und MOD. Es kann über ein Netzwerk gesteuert werden, und bietet Unterstützung zum Abspielen von FLAC, OggFLAC, MP3 und Ogg Vorbis Streams via http. Die Liste der verfügbaren Eigenschaften ist sehr lang, schließt z.B. ID3v1 und v2 und eingebaute Unterstützung für verschiedene Audiosysteme wie ALSA und Pulseaudio ein, und läuft auf einer beeindruckenden Vielzahl von Betriebssystemen, darunter Linux, FreeBSD, MacOSX, HP-UX und viele anderen.

Auch als konsolenbasierter Arbeitsflächen Mediaspieler verrichtet er auf Wunsch gute Dienste, besonders wenn man immer wieder aus Xwindows rein- und rauswechseln muß. Darum ist er auch hier mit dabei. Für den harten Kern unter den Linux Audiophilen ist es das perfekte Werkzeug, um einen Mediaspieler mit einzigartigem und persönlichen Aussehen zu gestalten. Sollten Sie nicht Ihre eigene Schnittstelle erstellen wollen, steht Ihnen selbstverständlich eine große Auswahl an vorgefertigten Projekten zur Verfügung. Einige beinhalten auch graphische Schnittstellen wie z.B. GMPC, KMP und Pygmy, andere sind konsolenbasiert wie z.B. mpc oder ncmpc, und einige sind sogar webbasiert, wie phpMp2, Pitchfork und mpdDS. Wie Sie schon an den vielen Möglichkeiten zur Interaktion sehen können, ist diese Anwendung sehr flexibel.

Musik Spieler Daemon ist für so mehr oder weniger jedes Betriebssystem außer Windows verfügbar. Ich habe nichts gefunden, wie man es auf Windows zum laufen bringen kann, aber das ist auch egal . Für mehr Informationen besuchen Sie die MPD Webseite.

MusicIP Mixer

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Sollten Sie jemand sein der detaillierte Abspiellisten mit allen erdenklichen Einzelheiten über jedes Musikstück anfertigt, dann werden Sie MusicIP Mixer lieben. Es steckt viel mehr dahinter als der Name vermuten läßt. Es spielt auch keine Rolle welches Betriebssystem Sie verwenden, denn MusicIP Mixer ist für Linux, Windows und MacOS erhältlich. Auf der obigen Abbildung sehen Sie die Version für Windows, der Aufbau bleibt aber für alle Versionen der gleiche.

Beständigkeit ist eine gute Sache, aber das ist es nicht, was dieses Programm so gut macht. Sie können dort erstaunlich detaillierte Abspiellisten erstellen, mit Einzelheiten wie z.B. Albumcover, Musikgenre, Künstler- und Albuminformationen und vielem mehr, alles wird Ihnen in den vier einfachen Fenstern in der Mitte und rechts oben in der Abbildung angezeigt. Die Fähigkeit große Musiksammlungen zu verarbeiten ist sehr beeindruckend. Es dauert allerdings eine beträchtliche Zeit bis Ihre Sammlung zum ersten Mal katalogisiert ist, aber sobald das geschehen ist müssen Sie das nie wieder tun. Nur bei neuen Musikstücken müssen Sie die Prozedur wiederholen, aber wie schon gesagt, auch das nur einmal. Sollten Sie alle Musikstücke in einem bestimmten Ordner archivieren, dann müssen Sie niemals etwas zu Ihrer Audiothek hinzufügen, da das Programm sie dann beständig auf dem aktuellen Stand hält und neue Stücke selbständig zur Sammlung hinzufügt.

Diese ganze Katalogisierung wird ermöglicht durch „MusicDNS acoustic fingerprinting“, was nichts anderes bedeutet, als daß das Programm sich ihre Musik anhört und dann die bestmöglichen Informationen zusammenstellt. Ich habe einige wenig bekannte Künstler in meiner Sammlung, und sogar die wurden nach einer einfache Analyse durch dieses System gefunden. Ich habe sogar seltene Informationen über ein Lied von T Texas Tyler gefunden, die ich noch durch keinen Spieler mit Album- und Internetdatenbank-Unterstützung präsentiert bekommen habe. Wirklich das allererste Mal, soweit ich mich erinnern kann. Zu sagen ich sei beeindruckt ist eine glatte Untertreibung.

Die Formatunterstützung scheint gut zu sein. Ich konnte zwar keine Liste mit allen unterstützten Formaten finden, aber meine mp3- und Ogg-Dateien wurden alle gefunden. Ob andere Formate unterstützt werden konnte ich nicht sehen, diese zwei Formate jedenfalls wurden erkannt. Während das System insgesamt sehr gut abschneidet, so gibt es doch einige Haken an der Sache. Erstens ist es kein quelloffenes Projekt, d.h. wenn Sie etwas paranoid auf proprietäre Software reagieren, behalten Sie das im Hinterkopf. Auch sind nur einige Teile der Software gratis, während man für andere Teile bezahlen muß. Der einfache Musikdienst und das MusicDNS-System sind frei erhältlich, alle weitergehenden Dienste die Sie in Anspruch nehmen wollen werden Sie bezahlen müssen.

Generell kann gesagt werden, daß, wenn man sehr viel Wert auf Abspiellisten und andere Daten legt, dieses Programm gut abschneidet. Ein richtiger Vorteil gegenüber anderen Spielern wird jedoch nicht geboten. Angeblich werden sowohl Tivo (Der TiVo (Television Input / Video Output) Personal Video Recorder ist die in den USA am weitesten verbreitete Festplatten-Set-Top-Box.) als auch viele andere Dienste unterstützt, das ist jedoch nichts, das mich davon überzeugen würde Geld dafür auszugeben. Auch daß das Projekt nicht quelloffen ist dürfte viele Fans von OSS Software davon abhalten es zu verwenden. Für mehr Informationen über MusicIP Mixer besuchen Sie die Webseite.

Zusammenfassung

Das war's mit dem vierten Teil. Im fünften Teil behandeln wir noch weitere Audiospieler, sogar einen, der nicht das ist was er zu sein scheint. Für diejenigen, die Informationen über Mediaspieler eingesandt haben, die ich bis jetzt vergessen habe (die laut Alphabet vor den heute vorgestellten kommen müßten): ich habe Sie in die Testliste aufgenommen und werde sie innerhalb der nächsten paar Wochen hier in der Übersicht vorstellen. Also, bis demnächst! Wir haben noch einige der besten Mediaspieler aus der gesamten Linux- und OSS-Welt vor uns!

Anmerkung des Herausgebers: PCLOS bevorzugt die Paketinstallation durch die offiziellen Repositorien, anstatt des Herunterladens von individuellen Anwendungs-Webseiten.

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