Die Linux Verzeichnisstruktur

von Nana Långstedt

Weitere interessantere Artikel von Nana gibt es auf der Tuxfiles Webseite.

Wie Sie bemerkt haben, organisiert Linux seine Dateien anders als Windows. Auf den ersten Blick kann die Verzeichnisstruktur unlogisch und merkwürdig erscheinen, und Sie haben möglicherweise keine Idee, wo all die Programme, Ikonen, Konfigurationen, und andere Dateien gelagert sind. Dieses Tuxfile führt Sie durch das Linux Dateisystem. Natürlich ist das keine komplette Liste aller Linux Verzeichnisse, aber es zeigt Ihnen die interessantesten Plätze in Ihrem Dateisystem.

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Das Wurzelverzeichnis. Der Ausgangspunkt Ihrer Verzeichnisstruktur, hier beginnt das Linuxsystem. Jede andere Datei und Verzeichnis Ihres System liegt unter dem Wurzelverzeichnis. Normalerweise enthält das Wurzelverzeichnis nur Unterverzeichnisse, es ist also eine falsche Idee, einzelne Dateien direkt unter der Wurzel zu speichern. Verwechseln Sie das Wurzelverzeichnis nicht mit dem Benutzerkonto des Administrators root, dem root Kennwort (das offensichtlich das Kennwort des Benutzers root ist) oder dem Basisverzeichnis des Benutzers root.

< /boot >

Wie der Name schon sagt, ist dies der Platz, in dem Linux Systemstart (boot)Informationen führt, zum Beispiel liegt hier der Linux Kernel. Wenn Sie den Inhalt von /boot ausdrucken, sehen Sie eine Datei, die vmlinuz genannt wird - das ist der Kernel. Hier finden Sie auch Ihren Bootloader (Grub oder Lilo) und alle damit in Verbindung stehende Dateien.

< /etc >

Die Konfigurationsdateien des Linuxsystem werden hier gelagert. Die meisten dieser Dateien sind Textdateien und können eigenhändig bearbeitet werden. In diesem Verzeichnis gibt es einige interessante Dinge:

/etc/inittab

Eine Textdatei, die beschreibt, welche Prozesse am Systemstart (bootup) und während des Normalbetriebs begonnen werden. Hier können Sie zum Beispiel festlegen, dass Ihr X-Fenster beim Systemstart automatisch gestartet wird, oder Sie können konfigurieren, was geschieht, wenn ein Benutzer Ctrl+Alt+Del drückt.

/etc/fstab

Diese Datei enthält beschreibende Informationen über die verschiedenen Dateisysteme und ihre Einhängepunkte, wie Floppy-Discs, CD-ROM, und so weiter (wir sprachen in der vorigen Ausgabe darüber).

/etc/passwd

Eine Datei, die verschiedene Information für jedes Benutzerkonto enthält. Hier sind die Benutzer definiert.

< /bin, /usr/bin >

Diese zwei Verzeichnisse enthalten viele Programme (binär Programme, daher dieser Verzeichnisname) für das System. Das /bin Verzeichnis enthält die wichtigsten Systemprogramme, wie die Shells, ls, grep und andere. /usr/bin enthält Anwendungen für die Benutzer des Systems. In einigen Fällen macht es jedoch keinen Unterschied wenn Sie das Programm in /bin oder in /usr/bin einsetzen.

< /sbin, /usr/sbin >

Die meisten Systemsverwaltungsprogramme werden in diesen Verzeichnissen gespeichert. In vielen Fällen müssen Sie diese Programme als root laufen lassen.

< /usr >

Dieses Verzeichnis enthält Benutzeranwendungen und eine Vielzahl anderer Nutzerdateien, wie ihre Quellencodes, Bilder, Dokumente oder Konfigurationsdateien. /usr ist das größte Verzeichnis des Linuxsystems und einige Leute möchten es daher auf einer separaten Partition haben. Interessantes Material in /usr:

/usr/doc

Dokumentation der Benutzeranwendungen in vielen Dateiformaten.

/usr/share

Konfigurationsdateien und Graphiken vieler Benutzeranwendungen.

/usr/src

Quellencodedateien für die Software des Systems, einschließlich des Linux Kernels.

/usr/include

Header Dateien für den C Compiler. Die Header Dateien definieren Strukturen und Konstanten, die für den Aufbau der meisten Standardprogramme erforderlich sind. Ein Unterverzeichnis unter /usr/include enthält die Header Dateien für den C++ Compiler.

/usr/X11R6

Das X Fenstersystem und artverwandte Sachen. Die Unterverzeichnisse unter /usr/X11R6 können einige X-Binärdateien, sowie Unterlagen, Header Dateien, Konfigurationsdateien, Ikonen, Klänge und andere Sachen enthalten, die mit den grafischen Programmen in Verbindung stehen.

< /usr/local >

Hierhin installieren Sie die Anwendungen und andere für den Gebrauch auf dem lokalen Rechner vorgesehene Dateien. Wenn Ihre Maschine an ein Netzwerk angeschlossen ist, kann das /usr-Verzeichnis auf einer anderen Maschine sein und für viele vernetzten Linux Rechner geteilt werden. In einem solchen Netzwerk enthält das /usr/local Verzeichnis nur Material, das nicht auf vielen Maschinen benutzt werden soll und nur für den Gebrauch des lokalen Rechners bestimmt ist.

Höchstwahrscheinlich ist Ihr Rechner nicht ein Teil eines solchen Netzwerks, aber das bedeutet nicht, dass /usr/local unbrauchbar ist. Wenn Sie interessante Anwendungen außerhalb Ihrer Distributionen finden, sollten Sie sie in /usr/local installieren. Wenn beispielsweise die Anwendung normalerweise in /usr/bin gehen würde, aber es nicht ein Teil Ihrer Distributionen ist, sollten Sie sie stattdessen in /usr/local/bin installieren. Wenn Sie Ihre eigenen Programme von den Programmen Ihren Distributionen separat halten, vermeiden Sie Durcheinander und halten ihr System in Ordnung.

< /lib >

Hier befinden sich die geteilten Bibliotheken der dynamisch verknüpften Programme. Die geteilten Bibliotheken ähneln den DLLs in Windows Betriebssystemen.

< /home >

Hier sind die persönlichen Dateien der Benutzer. Jeder Benutzer hat sein eigenes Verzeichnis unter /home, und normalerweise ist dies der einzige Platz in dem der Benutzern volle Schreibrechte hat. Sie können ein Linuxsystem so konfigurieren, das der normale Benutzer den Inhalt des /home Verzeichnisses anderer Benutzer nicht einsehen kann. Das bedeutet, dass, wenn Ihre Familienmitglieder ihre eigenen Benutzerkonten auf Ihrem Linuxsystem haben, sie nicht in der Lage sind, irgendwelche Dateien Ihres /home Verzeichnisses zu sehen.

< /root >

Das Basisverzeichnis des privilegierten Benutzers (Administrator oder root). Dieses nicht mit dem Wurzelverzeichnis (/) eines Linuxsystems verwechseln.

< /var >

Dieses Verzeichnis enthält Daten, die sich ständig ändern. Einige interessante Unterverzeichnisse sind:

/var/log

Dieses Verzeichnis enthält Systemprotokolle (log Dateien), die permanent aktualisiert werden und Ihnen wertvolle Information über den Zustand Ihres Systems geben. Wenn in Ihrem System etwas plötzlich falsch geht, können die Protokolldateien entsprechende Informationen enthalten.

/var/mail

Dieses Verzeichnis speichert ankommende und ausgehende Post.

/var/spool

Dieses Verzeichnis hält Dateien, die für irgendeinen Prozess eingereiht werden, zum Beispiel zum Drucken.

< /tmp >

Programme können ihre temporären Dateien hierhin schreiben.

< /dev >

Die im Linuxsystem vorhanden Einheiten (devices) werden wie Dateien behandelt und Sie können sie wie Dateien lesen und schreiben. Zum Beispiel ist /dev/fd0 Ihr erstes Diskettenlaufwerk, /dev/cdrom ist Ihr CD Laufwerk, /dev/hda ist das erste IDE-Festplattenlaufwerk, und so weiter. Alle für den Linuxkernel erkennbaren Einheiten befinden sich unter /dev und daher gibt es dort Hunderte Einträge.

< /mnt >

Dieses Verzeichnis wird für Einhängepunkte benutzt. Zur Verwendung der verschiedenen Hardware Einheiten (Festplattenlaufwerke, Floppy-Discs, CD-ROM) müssen diese irgendeinem Verzeichnis im Dateisystembaum zugeordnet werden. Diese Zuordnung wird mounting genannt, und das der Einheit zugewiesene Verzeichnis heisst mount point (Einhängepunkt). Das /mnt-Verzeichnis enthält Einhängepunkte für verschiedene Einheiten, wie /mnt/floppy für das Diskettenlaufwerk, /mnt/cdrom für die CD-ROM, und so weiter. Sie müssen jedoch nicht das /mnt-Verzeichnis sondern können zu diesem Zweck auch ein anderes Verzeichnis benutzen; einige Distributionen, wie Debian und Suse, nutzen zum Beispiel /floppy und /cdrom als Einhängepunkte anstelle von Verzeichnissen unter /mnt.

< /proc >

Dies ist ein spezielles Verzeichnis, oder vielleicht eher ein virtuelles Verzeichnis, weil es gar nicht existiert! Es enthält einige Informationen zum Kernel. Hier gibt es viele nummerierte, den laufenden Prozessen entsprechende Einträge, und benannte Einträge, die den Zugriff auf die aktuelle Systemkonfiguration ermöglichen. Viele dieser Einträge können angesehen werden.

< /lost +found >

Hier hält Linux die Dateien, die nach einem Systemabsturz wiederhergestellt werden müssen, oder wenn eine Partition vor der Systemsabschaltung nicht freigegeben wurde. Auf diese Weise können Sie Dateien wiederherstellen, die sonst verloren wären.

< Was nun?

Wenn ein Linux Neuling sind, möchten Sie vielleicht einige Befehle zur Navigation im Dateisystem, oder zum Ansehen und Editieren von Textdateien erlernen. In diesem Fall schlage ich vor, dass Sie einen Blick in das Kapitel Einleitung zur Linux Befehlszeile der Tuxfiles werfen. Aber zuerst lesen Sie den folgenden Artikel!

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