Linux zu den Kindern bringen
von Neptune
Ich wurde vor kurzem inspiriert. Ich las über Nicholas Negropontes „One Laptop Per Child“ (OLPC) Projekt, und plötzlich hatte ich einen Lichtblick dieser Vision. Stellen Sie sich einmal vor, wie Millionen, nein, 10 Millionen Kinder auf dem ganzen Planeten freie Software verwenden. Alle diese Kinder werden in die Welt der Computer eingeführt, mit Open Source Software, und den Idealen der geteilten Informationen, anstatt den Fesseln der erzwungen Lizenzen des geistigen Eigentums. Ich sah einen dunklen Globus im der Schwärze des Alls rotierend, im Schatten liegend, bis ein Funken erschien - ein Aufblitzen in der Dunkelheit, dann ein weiterer, dann Dutzende, dann Tausende, bis der ganze Planet im Licht der jungen Gemüter erstrahlte, verbindend, lernend, teilend… Ich was sprachlos. Ohne Vorwarnung wurde ich ein Schüler - ich hatte einen Auftrag.
Als die Enkelkinder das nächste Mal vorbei kamen, erinnerte ich mich an meinen Auftrag. Aber der kleine Mike ist einfach noch zu klein. Im Alter von einem Jahr hat er gerade die faszinierende Entdeckung gemacht, das seine Nasenlöcher und seine Finger ordentlich zusammenpassen. Also sprach ich seine große Schwester Aniah an. Lassen Sie mich jetzt bitte nicht den Namen Aniah erklären. Aniah's Mamma erschien das in jener Zeit als ordentlicher Name. Ich sage immer, dass wir nie solche seltsamen Namen sahen, bevor wir diese wirklich guten Wehen- und Geburtshilfedrogen erhielten. Aber Aniah war für meinen Auftrag perfekt geeignet. Fast drei Jahre alt, spricht und denkt sie wie ein kleiner Mensch. Gibt es eine bessere Zeit, um sie in die Welt der Computer einzuführen?
Mamma glaubt nicht, dass Aniah etwas von Computern „hält“. Mamma denkt, dass Aniah eine Tänzerin wird. Selbstverständlich denkt Mamma auch, dass „Reality TV“ tatsächlich real ist. Ich gebe zu, Aniah kann tanzen. Sie kann eine erstaunliche Paula Abdul vortanzen, wenn „Straight Up“ im Fernsehen kommt. Als sie zwei war, gingen wir zum Strand und aßen an einer Gaststätte auf dem Pier zu Abend. Es gab ein paar Musiker in meinem Alter auf einer kleinen Bühne und sie spielten die Hits der 70er und 80er Jahre. Aniah ging sofort zur Bühne und fing an zu tanzen. Sie hatte für jede Art von Musik einen anderen Tanz, und die Musiker hatten Ihren Spaß daran, ihr verschiedene Lieden vor zu spielen und auch die Gäste kamen auf ihre Kosten. Das bedeutet nicht, dass sie eine Tänzerin wird, es bedeutet nur, dass sie tanzen kann. Aber sie kann auch lernen, einen Computer zu benutzen. stimmt's?
Also startete ich KWrite, stellte die Schrift auf eine nette grüne Farbe und eine enorme Größe ein. Ich nahm noch einen Stuhl und lud Aniah zum Computer ein. Unser Hund, „Dawg“ folgte, saß neben uns und passte genauestens auf. Dawg ist normalerweise nicht sehr an Open Source oder Computern im Allgemeinen interessiert. Dawg hat einfach herausgefunden, dass Kleinkinder im Haus viel verschüttete Nahrung bedeuten. (Dawg ist auf seine eigene Art recht scharfsinnig) Also schrieb ich Aniahs Namen, langsam schlug ich jede Taste an und sprach jeden Buchstaben aus, während ich auf den Schirm zeigte - „A“… „N“… „I“… „A“… „H“ - Aniah! Sie fand das großartig, und sah mir während der ganzen Zeit aufmerksam zu.
Ich schob die Tastatur zu ihr und sagte „Und nun Du“. Aniah schob sie zurück und sagte, „Nein! Du machst das! “. Ich gehorchte. „A“… „N“… „I“… „A“… „H“ - Aniah! Wir wiederholten diese Übung einige Male, bis Dawg sich langweilte und sich hinlegte. Schließlich nahm ich Aniah's Hand, drückte ihren Finger auf die „A“-Taste und sagte „A“. Sie begann, zu verstehen. Ich zeigte auf das „N“ - sie drückte auf „Q“. OK, ich folge ihrer Vorgabe und sagte „Q“. Sie drückte zufällig einige weitere Tasten und ich sagte den Buchstaben und zeigte jedes Mal auf den Bildschirm. Mamma brachte uns einen Teller mit Kräcker und Erdnussbutter, und Dawg saß plötzlich wieder aufrecht und zeigte Interesse an der Lektion.
Aniah entschied, etwas schneller vorzugehen und fing an, die Tasten immer schneller einzugeben, während ich versuchte, mit dem Sprechen und Zeigen mitzuhalten. Sie fing an, mehre Tasten zu drücken, und in ungefähr 3.5 Sekunden schaffte sie es Ctrl-Alt-Zurücksetzen zu drücken, was die Sitzung beendete. Ich nahm die Tastatur zurück und fing an, mich neu einzuloggen. Ich blickte flüchtig zu Aniah. Sie aß glücklich mit einer Hand einen Erdnussbuttercracker und versuchte mit der anderen Hand einen weiteren aus Dawgs Ohren zu entfernen. Dawg hatte einen schmerzhaften Gesichtsausdrucks, aber er duldet viel, wenn es um Nahrung gibt. Hunde sind in dieser Hinsicht ein bisschen wie Ehemänner.
Offenbar war es Zeit für eine Pause. Ich schickte Aniah weg, um mit Mamma, fernzusehen, Dawg folgte der Brotkrümelspur, während ich meine Strategie überdachte. Möglicherweise war die Tastatur nicht die rechte Schnittstelle. Vielleicht würde die Maus besser sein. Etwas grafisches. Ich suchte im PCLinuxOS Software-Repo nach der richtigen Anwendung. Dann hatte ich sie. TuxPaint. Genau richtig. Ich verwende sie ständig für das Design von Webseiten. Einige Leute schwärmen von Gimp, aber ich finde, dass alle diese Finessen den kreativen Prozess behindern. Ich verwende immer TuxPaint. Wenn ein Kunde eine Regenbogen-gestreifte Schlange oder viele gestempelte Blumen auf seiner Seite benötigt, ist TuxPaint das ideale Werkzeug und eins der Geschäftsgeheimnisse, welches viele Web Designer bis zum letzten Atemzug verteidigen.
Also startete ich TuxPaint im Vollbild Modus und ging Aniah suchen. Mamma sass im Wohnzimmer und sah auf einem Oldie Kanal einen Musikvideo. „U Can't Touch This“ lief gerade und Aniah war vor dem Fernsehapparat, eine sackartige Hose, zu schüchtern um eine von MC's Vortänzern zu sein, aber mit einem recht angemessenen Hammer-Tanz. Nach dem Video gingen wir zurück zum Computer, und ich fing, ihr TuxPaint zu zeigen, auf die Werkzeugen zu klicken und auf dem Bildschirm zu zeichnen. Aniah mochte es und sogar Dawg schien interessiert, obwohl ich immer noch diese Erdnussbuttercracker auf dem Monitor liegen hatte. Aniah nahm die Maus und fegte damit über den ganzen Bildschirm. Ich verbrachte ungefähr Zwanzig Minuten mit dem Versuch ihr zu erklären, dass sie klicken und schieben soll, aber wir schafften es nicht. Also dachte ich, nochmals die Tastatursache zu versuchen. Ich klickte auf das Textwerkzeug und schrieb ein paar Buchstaben.
Dieses Mal verstand Aniah die Idee sofort. Sie nahm die Maus und schlug damit heftig auf die Tastatur, welches ein halbes Dutzend Tasten löste. Dawg schnüffelte hoffnungsvoll an den Tasten, die auf den Fußboden fielen, und ich dachte, dass die Zeit für eine weitere Pause gekommen war. Aniah ergriff einen anderen Erdnussbuttercracker und ging ins Wohnzimmer, Dawg folgte zuverlässig ihrer Spur, während ich tief durchatmete und die Tastatur zusammensetzte.
Ich überlegte kurz und entschied, dass die Maus das Problem war - sie zu bewegen und gleichzeitig anzuklicken war zu viel. Ich brauchte eine Schnittstelle, die Aniah bereits kannte. Ich wusste, dass sie mit einen Zeichenstift umgehen konnte und eine Grafiktafel funktioniert auf ziemlich genau die gleiche Weise. Also trennte ich die Tafel von meinem PC und brachte sie zum Familienrechner. Einige Minuten noch zum Aufsetzen von X-Windows für die Grafiktafel und es konnte losgehen.
Genau das war der Trick. Ungefähr jedenfalls. Da der Stift das Klicken mit der Bewegung auf der Tafel kombiniert, war es für Aniah nun ein wenig einfacher. Aber sie erreichte auch, TuxPaint zweimal zu schließen und so für immer ein paar ihrer Meisterwerke zu verlieren. Während ich die Dokumentation nach einer „noshutdown“ Option für TuxPaint durchkämmte, sah ich, dass Aniah ihren Kräcker fertig gegessen hatte, und versuchte den Tabletstift in eins von Dawgs Nasenlöchern zu schieben. Dawgs Augen waren etwas feucht, aber er blieb noch ruhig. Ich zog den Stift heraus, gab Dawg den letzten Kräcker und entschied, dass das für heute genug sei.
Später, sass ich mit einem kühlen Bier auf der Veranda und dachte über den Tag nach. Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer. Der Musikkanal lief weiterhin im Fernseher und Aniah sprang und drehte sich. Und mir wurde einiges klar.
Das erste war, dass wir Dawg nicht ausreichend bezahlen.
Das zweite war, dass Aniahs eine Tänzerin werden wird. Vermutlich jedenfalls. Hoffentlich mit etwas mehr als ein paar Strandmusikern und einer Bar, aber solange sie dabei glücklich ist…
Meine abschließende Erkenntnis? Nick Negroponte lässt seine Arbeit von anderen machen.