Was NICHT tun, wenn das Testen der 2007 langweilig wird

von Neptune


Testen der 2007 ist langweilig, nervtötend, schrecklich langweilig. Das verdammte Ding funktioniert einfach. Wo ist da die Herausforderung? Sie sind also gelangweilt, da plötzlich stellen sie etwas fest. Eine Taste auf Ihrem Laptop ist nicht ganz in Ordnung. Vielleicht klemmt sie etwas, vielleicht steckt noch ein Stück der letzten Pizza darunter, vielleicht ist es ein mechanischer Fehler. Aus irgendeinem Grund, sei es ein Hirnschlag oder vielleicht nur eine Gehirnblutung, entscheiden Sie sich die Tastatur Ihres Laptops auseinander zu nehmen. Ich kann Ihnen einen Rat geben: Tun Sie's nicht. Tun Sie es ja nicht. Ich sage hier nicht das höfliche „Sagen Sie einfach Nein“ von Nancy Reagan. Ich sage Ihnen hier: bei allem was Ihnen heilig ist, um Ihrer geistigen Gesundheit willen, für all jene, die Sie lieben und Sie brauchen: TUN SIE ES NICHT!

Vielleicht glauben Sie ja, daß Sie die nicht funktionierende Taste unbedingt benötigen. Aber ich kann Sie beruhigen, dem ist nicht so. Si könnn inn vollkommn vrständlichn Satz ohn di mistn dr Tastn schribn. Hrlich. Als Alternative können Sie auch einfach das Tastaturlayout verändern. Tippen Sie Ihr Dokument wie gewohnt, anschließend konfigurieren Sie das Tastaturlayout zu Dvorak (das sie sowieso benutzen sollten) und fügen die fehlenden Buchstaben ein.

Noch besser: sperren Sie Ihren Rechner auf den Dachboden und ziehen Sie um. Verkaufen Sie einfach das Haus. Haben Sie jemals „Poltergeist“ gesehen? Glauben Sie mir, sobald die Tastatur Ihres Laptops zu spinnen anfängt, gehen Sie lieber weg. Nur Böses wird Sie erwarten, wenn Sie mit Kräften herumpfuschen, die dunkler und mächtiger sind als sie sich vorstellen können. Lassen Sie die neuen Hausbesitzer diese unheilvolle Türe eines Tages öffnen, es ist deren Problem.

„Aber“, werden Sie jetzt sagen, „Ich habe doch schon immer meine alte IBM 'Model M' Tastatur auseinandergenommen, in die Spülmaschine gesteckt, und nach 30 Minuten funktionierte alles wieder!“ Tja, alles was ich dazu sagen kann ist: Sie armer verwirrter Narr. Zuerst einmal: die „Model M“ Tastatur von IBM (vielleicht die beste Tastatur, die jemals auf dieser Welt, oder jeder anderen Welt, entworfen wurde) ist ein militärtaugliches, im Feld zu reparierendes Ausrüstungsteil für digitalen Kalten Krieg. Sie wurde so gebaut, daß sie im Dunkeln, nach einem nuklearen Holocaust, von Pentagon-Schreiberlingen auseinandergebaut werden konnte, dabei noch so robust war, daß sie länger als Gott andauerte und man sie als Atombunker und Selbstverteidigungswaffe einsetzen konnte.

Ihre Laptop Tastatur hingegen wurde von einer Herde mutierter Zwerge irgendwo in den Taiwanesischen Alpen geplant und gebaut, und dient nur genau zwei Zwecken: weniger als 2,5 cm vertikalen Platz einzunehmen, und irgendwas um die drei Gramm herum zu wiegen. Das kann man nicht mit Ingenieurskunst machen, das erfordert Voodoo. Ich meine richtiges Mojo hier, und wenn das Mojo kaputt geht, sollten sie besser nicht daran herumspielen.

Aber ich kann sehen, daß Sie, wie Kapitän Ahab, stur den Weg zu Ihrem Untergang verfolgen. Nun gut. Sie werden einige Sachen brauchen: einen dünnwandigen Plastik-Container, ein schmales Ausrüstungsstück wie z.B. ein Schweizer Armee-Taschenmesser, etwas Epoxydharz und Alkohol. Der Alkohol ist nicht für die Tastatur, sondern für Sie. Ich empfehle Jack Daniels, aber es gibt aber auch Berichte über zufriedenstellende Resultate mit Gin oder Rum.

Sie werden außerdem etwas Fachwissen gebrauchen können. Suchen Sie im Internet nach „Laptop Tastatur ersetzen“, lesen Sie sorgfältig. Auf einigen Webseiten wird man Ihnen erklären, daß Sie sanft von der rechten Seite die Tasten weghebeln sollten, außer natürlich, Sie besitzen eine linkshebelnde Tastatur. Na gut. Auf anderen werden Sie Bilder vom Auseinanderbauen finden, aufgenommen mit einem Rasterelektronenmikroskop. Bedenken Sie aber bitte, daß ich im Internet auch Bilder von Jimmy Hoffa gefunden habe, wie er ein UFO in das World Trade Center fliegt. Diese Bilder sind Fälschungen, gemacht mit Photoshop (die Tastatur-Photos meine ich jetzt, die Hoffa-Photos sind echt). Und es gibt überhaupt keine „linkshebelnde“ oder „rechtshebelnde“ Tastaturen, dabei handelt es sich nur um einen grausamen Scherz.

Zuerst nehmen Sie Ihren dünnwandigen Plastikcontainer und schneiden einige Kreise aus. Mischen Sie ihr Epoxydharz nach Vorschrift, und benutzen Sie es, um damit die ausgeschnittenen Plastikkreise über jeden erdenklichen Ein- oder Auslauf in Ihrem Badezimmer zu kleben. Dort werden wir nämlich arbeiten. Oder, um genauer zu sein: wir werden in der Badewanne arbeiten. Wenn diese winzigen Plastikteile nämlich anfangen herumzufliegen, werden Sie froh sein auf mich gehört zu haben (Anmerkung: Ihre Toilette müssen Sie nicht mit Epoxy verschließen, da genügen zwei oder drei Lagen Duct Tape). Während sie warten bis das Epoxy aushärtet, schenken Sie Sie sich ein Stamperl Alkohol (wie oben erwähnt) ein; Sie werden froh sein das getan zu haben.

Nun, da das Epoxy ausgehärtet ist, nehmen Sie Ihr Projekt bitte mit in die Badewanne, schließen Sie den Duschvorhang, und beginnen Sie, mit dem oben erwähnten schmalen Ausrüstungsstück die in Frage kommenden Tasten wegzuhebeln. Wo Sie anfangen zu hebeln spielt nicht wirklich eine Rolle, denn, wie oben erwähnt, die Idee von „rechtshebelnden“ oder „linkshebelnden“ Tastaturen ist purer Blödsinn. Sobald Sie etwas Druck ausüben, werden Sie ein leises Klicken hören. Als nächstes werden Sie ein oder zwei Schimpfwörter hören, sobald sich nämlich Plastikteile zu lösen anfangen und sich über die ganze Wanne verteilen. Auf den Webseiten wird immer gezeigt, wie sich die Tasten einwandfrei lösen, und ein kleiner x-förmiger Rahmen zum Vorschein kommt, der den Tasten den richtigen Halt gibt und ihnen die „Action“ verleiht. Diese Webseiten sind, wie ich schon vorher erklärt habe, einfach verlogen. Das ganze verdammte Ding fliegt nämlich in alle vier Himmelsrichtungen auseinander.

Verlassen Sie das Badezimmer (habe ich eigentlich schon erwähnt, daß Sie Ihre Kleidung lieber ablegen sollten? Wenn diese kleinen Dinger sich von der Tastatur lösen, könnten sie sich in einem Kleidungsstück verfangen, wo Sie es niemals wiederfinden würden und wo es auch stecken bleibt, bis Sie an einem Platz sind wo es herunterfallen und nicht mehr gefunden werden kann. Arbeiten Sie also nackt, es ist ja immerhin eine Badewanne, nicht wahr? Sowas sollten Sie also schon mal gemacht haben), und genehmigen Sie sich noch ein Gläschen.

Atmen Sie tief durch, gehen Sie zurück ins Badezimmer und begutachten Sie alles. Das erste was Sie bemerken werden ist, daß an der freien Stelle, wo ursprünglich einmal die Taste saß, so viele Haare sind, daß ein tibetanischer Yak damit in den Bartclub eintreten könnte. Das ist absolut normal. Ich habe sehr viele Tastaturen gesehen, und alle haben das. Ich bin mir sicher, daß die Hersteller sich etwas dabei gedacht haben, also ist es am besten die Haare dort zu lassen.

Das Nächste was sie bemerken werden, falls es sich um eine Tastatur mit den „X-Rahmen“ handelt, ist, daß unter den Teilen die sich gelöst haben, zwei leiterähnliche Teile und ein flaches Teil dabei sind. Sie werden auch bemerken, daß die Teile so aussehen, als ob man sie um die x- oder die y-Achse drehen könnte, und sie würden immer noch zusammen passen. Einige unter Ihnen, die mehr binär veranlagt sind, werden schon festgestellt haben, daß es 63 falsche Möglichkeiten und eine richtige Möglichkeit des Zusammenbaus gibt. Ich liebe binär veranlagte Typen. Allerdings liegen Sie diesmal falsch. Es gibt 64 falsche Wege des Zusammenbaus, und keinen richtigen. So, da haben Sie's.

Was Sie benötigen ist eine intakte Vorlage. Versuchen Sie noch einige Tasten mehr zu lösen. Vielleicht läßt sich ja eine Taste dermaßen lösen, daß dieser „x-Rahmen“ zusammen bleibt und doch als Vorlage verwendet werden kann? Ganz klar, logisch... Wenn Sie dann von dieser Übung total erschöpft sind, können Sie als nächstes mal versuchen eine gute Röntgenaufnahme Ihrer Tastatur zu bekommen. Das geht leichter als sie denken: Verkleiden Sie sich als Osama bin Laden, und versuchen sie, ohne Boarding-Karte an Ihrem örtlichen Flugplatz ein Flugzeug zu besteigen. Nachdem die Sicherheitsleutchen fertig gekichert haben, wird man Ihnen sehr gerne eine Kopie der Röntgenaufnahmen aushändigen. Nachdem Sie zu Hause angekommen sind, und sich einen oder zwei Drinks genehmigt haben, wird Ihnen die Durchsuchung Ihrer Körperöffnungen auch nicht mehr so schlimm vorkommen.

Einen Haken hat die Sache aber. Egal wie stark Sie auf die Röntgenaufnahme starren, es erscheint einfach unmöglich, die Struktur der Plastiktasten gegen den viel dunkleren Hintergrund der vielen Metallteile in Ihrem Laptop auszumachen. Aus diesem Grund verdienen Röntgenfachärzte soviel wie sie verdienen. Also alles nochmal zurück zum Anfang. Genehmigen Sie sich noch einen Drink, ziehen Sie das Osama-Kostüm aus, und gehen Sie zurück in das Badezimmer. Versuchen Sie diesmal nur die am wenigsten benötigten Tasten abzulösen, die Wahrscheinlichkeit ist vielleicht geringer, daß sie sich selbständig machen. Ich schlage Ihnen die F11-Taste vor. Der einzige Sinn der F11-Taste ist der, die F10- von der F12-taste zu trennen. In der gesamten Computer-Geschichte ist kein Fall bekannt, wo die Taste benutzt wurde; Fakt ist, daß sie bei vielen Tastaturen noch nicht einmal angeschlossen ist.

Wenn (Falls) Sie eine Taste erfolgreich ablösen und diesen kleinen x-förmigen Rahmen dabei nicht kaputt machen, studieren Sie ihn sehr sorgfältig. Sie werden feststellen, daß es erstaunlich wenig Merkmale gibt, die Aufschluß über die korrekte Positionierung der Teile geben. Eigentlich gibt es gar keine Merkmale. Aber wenn Sie etwas falsch machen, dann funktioniert es halt nicht. Beginnen Sie also damit, die Teile wieder zusammen zu bauen. Vielleicht benötigen Sie dazu die Flasche Alkohol im Badezimmer, damit Sie Ihre Hände ruhig halten zu können, wenn Sie versuchen diese winzigen Plastikteile zusammenzufügen, die immer wieder auseinanderfallen. Bedenken Sie: Es gibt nur eine begrenzte Anzahl Möglichkeiten diese Dinger zusammen zu bauen.

Durchhaltevermögen kann sich auszahlen. Wenn Freunde oder Verwandte nach einigen Tagen die Polizei endlich davon überzeugen konnten die Türe zum Badezimmer gewaltsam zu öffnen, Sie dann nackt mit einer „Jack Daniels“-Flasche in der Badewanne liegen, Epoxyd und Duct-Tape an allen Armaturen, und Sie sabbernd über einigen Plastikteilen brüten, dann bekommen Sie endlich die Hilfe die Sie brauchen. Das verspreche ich Ihnen. Und zum Zeitpunkt Ihrer Entlassung aus der Anstalt sind die Laptops dann so fortgeschritten, daß man zu ihnen sprechen kann ohne jemals eine Tastatur berühren zu müssen.

Machen Sie's gut!